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Wirbel um Eröffnung der Freiheitsbrücke in Novi Sad

13. Oktober 2005

Die neu erbaute Freiheitsbrücke in Novi Sad ist in Betrieb genommen worden. Die Eröffnung verlief jedoch nicht wie geplant: Lokalpolitiker machten den hochrangigen Gästen einen Strich durch die Rechnung.

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Freiheitsbrücke bei Novi SadBild: Dinko Gruhonjic

Es sollte ein feierlicher Moment werden: Geplant war, die neue Freiheitsbrücke von offiziellen Vertretern aus Belgrad und der internationalen Gemeinschaft am Dienstag (11.10.) eröffnen zu lassen - einen Tag nach der Aufnahme der Verhandlungen über das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU . Schließlich hat die Europäische Agentur für Wiederaufbau die Rekonstruktion der Brücke im Wert von 40 Millionen Euro finanziert.

Zu der Eröffnungsfeier war jedoch nicht die Führung der Stadt Novi Sad eingeladen, denn sie gehört mehrheitlich der Serbischen Radikalen Partei an, die an der Milosevic-Regierung beteiligt war.

Das wollte sich die Stadtführung nicht bieten lassen: Maja Gojkovic, Bürgermeisterin von Novi Sad, eröffnete die Brücke kurzerhand bereits am Freitag, dem 7. Oktober. In ihrem Gefolge befanden sich Stadträte aus ihrer Partei, der Serbischen Radikalen Partei, der Sozialistischen Partei Serbiens sowie der Demokratischen Partei Serbiens.

Zurück in die Isolation?

Der Präsident des Vojvodina-Parlaments, Bojan Kostres, erklärte der Deutschen Welle, es sei bigott, dass ausgerechnet diejenigen die Brücke in Betrieb genommen hätten, die mit dafür verantwortlich waren, dass das Land 1999 bombardiert wurde. „Sie eröffnen nun die Brücke, obwohl eben die gleichen Leute und die von ihnen und ihren Vorsitzenden Slobodan Milosevic und Vojislav Seselj betriebene Politik zur Zerstörung der Brücke geführt hat“, meinte Kostres. Ihm zufolge haben die Radikalen damit erneut ihr wahres, antieuropäisches Gesicht gezeigt. „Dies ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Radikalen keine Zusammenarbeit mit der EU oder irgendeine Form der Kommunikation möchten. Sie möchten uns vielmehr zurück in die Isolation und den Krieg gegen die ganze Welt führen. Sie möchten in den gleichen Wassern fahren wie zurzeit von Milosevics und Seseljs Führung“, so Kostres.

Besichtigung statt Eröffnung

Aus der geplanten feierlichen Eröffnung der Brücke wurde so eine Besichtigung, unter anderem durch EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn, den serbisch-montenegrinischen Außenminister Vuk Draskovic und den EU-Koordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa, Erhard Busek.

Sie zeigten sich erfreut darüber, dass die Donau nach sechseinhalb Jahren wieder schiffbar ist. Mit der Inbetriebnahme der Freiheitsbrücke hat die alte Pontonbrücke ausgedient. Sie war 1999 installiert worden, nachdem bei den NATO-Luftangriffen alle drei Donau-Brücken in Novi Sad zerstört worden waren. Nach den Luftangriffen war dann die Pontonbrücke für neun Monate die einzige Verbindung zwischen den Stadtteilen links und rechts der Donau.

Blick in die Zukunft

Busek erinnerte daran, dass ganz Europa und insbesondere die Donauanrainer große wirtschaftliche Schäden wegen der eingeschränkten Schiffbarkeit der Donau erlitten hätten. Dem EU-Koordinator zufolge bestehen nun keinerlei Hindernisse für eine engere Zusammenarbeit der Donauanrainer. In der Region sei durch den Wiederaufbau der Freiheitsbrücke und die Beseitigung der Pontonbrücke erst mit der wirklichen Arbeit begonnen worden. Die Arbeit sei aber noch nicht beendet, weil sich im Donaubecken in Richtung Rumänien noch mehrere hundert gesunkene Kriegsschiffe befänden, die noch geborgen werden müssten. Zudem müsste noch die Infrastruktur weiter ausgebaut werden, um noch größeren wirtschaftlichen Nutzen aus der Donau-Schifffahrt zu ziehen.

Busek betonte außerdem: „Das Geld ist hier auf die richtige Art ausgegeben worden. Aber wenn wir in die Zukunft sehen, verstehen wird, dass wir noch mehr Geld fordern müssen, weil die Arbeit noch nicht erledigt ist. Es gibt vor allem nicht genug Donaubrücken. Brücken sind aber ein Symbol, das die Menschen verbindet.“

Dinko Gruhonjic, Novi Sad

DW-RADIO/Serbisch, 12.10.2005, Fokus Ost-Südost