Wird Europas Puls schwächer?
Viel Zeit ist nicht mehr bis zur Europawahl. Der "Pulse of Europe" müsste sich also beschleunigen. Tut er aber nicht. Am Sonntag demonstrierten in Berlin Hunderte für Europa. Tausende wie früher einmal waren es nicht.
Die letzten EU-Freunde?
Auf dem Gendarmenmarkt mitten in Berlin trafen sich am Sonntag Menschen, um für den "europäischen Gedanken" zu demonstrieren. Von 700 bis 1000 Teilnehmer seien da gewesen, sagen zumindest die Veranstalter. Einige Hundert Demonstranten - das scheint nicht viel für eine Bewegung wie diese - noch dazu so kurz vor der Europawahl.
Früher war mehr
Der Gendarmenmarkt in Berlin ist voll - am 26. März 2017. Vor zwei Jahren kamen immer wieder mehrere Tausend Menschen zu Kundgebungen der Bewegung "Pulse of Europe" zusammen. An manchen Tagen damals sollen in Berlin 6000 EU-Freunde demonstriert haben.
Gedränge? Naja...
Heute sind es einige Hundert. Am Bekanntheitsgrad der Hauptrednerin kann es nicht gelegen haben. Immerhin war es die CDU-Vorsitzende und mögliche zukünftige Bundeskanzlerin Annegret Kramp-Karrenbauer, kurz AKK. Hier hat sie genügend Freiraum, um sich auf ihre Rede zu konzentrieren.
Für Europa heißt gegen Populisten
In ihrer Rede hat AKK dazu aufgerufen, bei der Europawahl die EU gegen antieuropäische Kräfte zu stärken. "Je leidenschaftlicher wir diese Debatte aus der Mitte heraus führen, umso weniger Gehör finden die Europafeinde von den Populisten", sagte sie. Sie rief dazu auf, für "europäische Werte" einzustehen.
Brexit und Trump
Entstanden ist die Bewegung "Pulse of Europe" Ende 2016 - kurz nach der Abstimmung für den Brexit und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Beide Themen haben sich gehalten und nichts von ihrer Brisanz verloren. Es gäbe also genug Gründe, sich auf der Straße für ein vereintes und demokratisches Europa einzusetzen.
Mögliche Gründe
Packen die Freunde von einem geeinten Europa bald ihre Sterne ein? Wohl nicht. Weitere Demos sind angekündigt. Über mögliche Gründe für den Teilnehmerschwund wird spekuliert. Der Puls-Bewegung fehlt eine Führungsfigur, wie Greta Thunberg sie für die Klimabewegung ist. Vielleicht aber gehen die Menschen nun eher für die Klimabewegung auf die Straße.
Überdosis Trump und Brexit?
Unseren täglichen Trump gib uns heute. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über den US-Präsidenten berichtet wird - oft genug etwas, über das man den Kopf schütteln kann. Und ständig gibt es neue Brexit-Verhandlungen in unterschiedlichsten Konstellationen mit unterschiedlichsten Austrittsdaten. Vielleicht haben sich viele Menschen an diese Themen gewöhnt - oder können sie einfach nicht mehr hören.
Vielleicht beschleunigt die Klima-Spritze den Puls
Am kommenden Sonntag werden die EU-Freunde in Berlin Luisa Neubauer zuhören können. Sie ist das Gesicht der deutschen Klimabewegung "Fridays for Future". Vielleicht kann sie "Pulse of Europe" wieder etwas Schwung einhauchen. Die Bewegung könnte es gebrauchen - schließlich findet zwei Wochen später die Europawahl statt.