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Wirtschaft erzürnt über Lokführer

4. November 2014

Führende Wirtschaftsverbände reagieren sauer auf die erneute Streikankündigung der Lokführergewerkschaft GDL. Produktionsketten würden empfindlich gestört, und das sei Gift für den Standort Deutschland.

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Bahngleise (Foto: Fotolia)
Bild: Fotolia/Otmar Smit

"Die Lokführergewerkschaft GDL überzieht völlig und verspielt den Rückhalt in der Gesellschaft. Auf dem Rücken unbeteiligter Kunden und Unternehmen einen gewerkschaftlichen Konkurrenzkampf auszutragen wird sich als Bumerang erweisen." Dies erklärte Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), in Berlin zur erneuten Streikankündigung der Lokführergewerkschaft GDL.

Von Donnerstag, 2.00 Uhr an wollen die Lokführer im Personenverkehr bundesweit für vier Tage die Arbeit niederlegen. Betroffen sind Fern- und Regionalzüge sowie die S-Bahnen der Deutschen Bahn. Im Güterverkehr beginnt der Ausstand schon am Mittwochnachmittag um 15.00 Uhr. Das Ende des Streiks ist für Montag, 10. November, um 4.00 Uhr geplant. Es ist der sechste Streik im laufenden Tarifkonflikt und der längste seit Gründung der Deutschen Bahn AG im Jahr 1994.

Taktlosigkeit

Der BGA wies darauf hin, dass bei einem Streik schon nach kurzer Zeit Produktionsausfälle und damit erhebliche Einbußen drohten. Moderne Produktionsprozesse setzten einen reibungslosen Transportablauf voraus, so BGA-Präsident Börner. Besonders betroffen von einem Bahnstreik sei beispielsweise der Chemiehandel. Aber auch für die deutschen Stahl- und Metallhändler oder die Automobilzulieferer sei die Schiene wegen der zu transportierenden Masse unverzichtbar. Ausweichmöglichkeiten gebe es kaum. Es werde daher zu starken Verzögerungen in der Lieferkette kommen.

"Zudem ist es eine Taktlosigkeit sondergleichen, den Personenverkehr ausgerechnet zum 25. Jubiläum des Mauerfalls zu bestreiken und damit auch die Jubiläumsfeierlichkeiten zu stören", erklärte Börner. "Der völlig unverhältnismäßige Streik der Lokführergewerkschaft GDL zeigt, wie notwendig eine friedensstiftende Regelung der Tarifeinheit für Deutschland ist. Es kann doch nicht sein, dass eine kleine Berufsgruppe wie die Lokführer ihre Schlüsselfunktion mit einem hohen Erpressungspotential dafür missbraucht, auf dem Rücken der gesamten Wirtschaft und Millionen Fahrgästen einen Machtkampf zwischen Gewerkschaften auszutragen", so Börner.

Gift für den Standort

"Was derzeit bei der Bahn passiert, ist Gift für den Standort Deutschland", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutsche Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Achim Dercks, der Nachrichtenagentur Reuters. "Neben dem Ärgernis für Urlauber führen Streiks im Güterverkehr bereits nach wenigen Tagen zu Produktionsstörungen, weil Bahntransporte nicht kurzfristig auf Straßen oder Schiffe verlagert werden können."

In Schlüsselbranchen wie der Automobilindustrie sei die Produktionskette komplett auf Just-in-time-Produktion ausgerichtet, bei der Zuliefer- und Produktionstermine genau aufeinander abgestimmt seien. "Warenlager helfen nur die ersten Tage, dann stockt die Fertigung", sagte Dercks.

Die deutschen Fernbus-Anbieter rechnen dagegen mit brummenden Geschäften. "Kommt es zu einem Streik in dieser Länge, wird es einen Umsatzzuwachs von mehreren Millionen Euro für die Branche geben", sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer, Matthias Schröter. "Wir sind für den Marathon-Streik gerüstet." Die vorangegangenen Streiks der GDL hätten auf manchen Strecken zu einer Verdoppelung des Fahrgastaufkommens geführt. "Wir bereiten uns auf einen wahren Ansturm vor", sagte Schröter.

wen/sti (dpa, rtrd)