Wirtschaft will Integration von Flüchtlingen
27. Mai 2015Die Arbeitgeber sowie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) drängen in der Diskussion um die Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt auf Gesetzesänderungen. "Wir wollen, dass sich Menschen, die voraussichtlich längere Zeit bei uns bleiben, ihren Lebensunterhalt zügig eigenständig sichern und den Sozialleistungsbezug beenden können", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Dazu wäre es nach den Worten von Kramer "sinnvoll, Asylsuchenden spätestens ab dem sechsten Monat eine Beschäftigungsaufnahme ohne Vorrangprüfung zu erlauben. Geduldete sollten ab Erteilung der Duldung ohne Vorrangprüfung erwerbstätig sein dürfen." Mit der Maßnahme wird bis zum 15. Aufenthaltsmonat eines Flüchtlings geprüft, ob es nicht auch einen gleichqualifizierten deutschen Bewerber für eine zu besetzende Stelle gibt.
Gesetzgeber soll nachbessern
Kramer forderte zudem bessere Ausbildungsmöglichkeiten. Viele junge Menschen, die als minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland kämen, seien besonders motiviert, eine Ausbildung zu absolvieren. Gerade für sie dürfe das Asylverfahren keinen Lebensstillstand bedeuten. "Hier sollte der Gesetzgeber nachbessern: Für unbegleitete Minderjährige brauchen wir einen humanitären Ausbildungsaufenthalt, der ihnen den Abschluss einer dualen Ausbildung rechtssicher ermöglicht."
Zudem muss nach Ansicht des Arbeitgeberpräsidenten sichergestellt werden, dass jugendliche Asylbewerber und Geduldete, die bereits eine Ausbildung begonnen haben, diese auch abschließen können. Das sei im beiderseitigen Interesse der Auszubildenden und der Arbeitgeber.
Auch DIHK mahnt
Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sprach sich dafür aus, Flüchtlingen, die länger bleiben, den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. "Viele Flüchtlinge bringen Qualifikationen mit, die in deutschen Unternehmen gefragt sind", sagte Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer. Richtig sei aber auch, dass ein großer Teil von ihnen sich wegen geringer Qualifikationen und mangelnder Deutschkenntnisse schwertue. Nötig sei daher eine Strategie aus drei Kernelementen: Schnellere Asylverfahren, schnellerer Spracherwerb und die rasche Ermittlung der Qualifikationen der Migranten. "Das verschafft den Betrieben die nötige Klarheit", sagte Dercks.
Am Vortag hatte auch die Bertelsmann-Stiftung eine schnellere Jobvermittlung für Flüchtlinge angemahnt. Nirgends in Europa dauerten Asylverfahren so lange wie in Deutschland - ein Hindernis für die Integration, warnte die Stiftung in einer Studie. Der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie die Grünen und die Linke mahnten unter anderem eine bessere und schnellere Anerkennung ausländischer Abschlüsse von Flüchtlingen an.
wen/iw (dpa, epd, kna)