Starkes Wachstum
12. Januar 2011Höhere Exporte, Investitionen und Konsumausgaben ließen das Bruttoinlandsprodukt um 3,6 Prozent steigen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch (12.01.2011) in einer ersten Schätzung mit. "Besser als bei uns lief es in keinem anderen großen Industrieland", freut sich Rainer Brüderle, seines Zeichens Wirtschaftsminister im Kabinett Merkel.
Im Krisenjahr 2009 war die Wirtschaft mit 4,7 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. Für Andreas Rees, Deutschland-Chefvolkswirt bei der Bank Unicredit ist es "das eindrucksvollste Comeback in der deutschen Wirtschaftsgeschichte". Sein Kollege Gerd Haßel von der BHF-Bank ergänzt: "Deutschland ist auf einem guten Weg".
Vom Export getragen
Getragen wurde der Aufschwung vor allem von den boomenden Exporten, die um 14,2 Prozent zulegten. Aber auch höhere Investitionen der Unternehmen kurbelten die Wirtschaft an: Sie gaben 9,4 Prozent mehr für Maschinen, Fahrzeuge und andere Ausrüstungsgüter aus, während die Bauausgaben um 2,8 Prozent zunahmen. Auch bei den Verbrauchern saß das Geld wieder lockerer. Ihre Konsumausgaben stiegen um 0,5 Prozent. Der Staat gab ebenfalls mehr Geld aus - hier vermerken die Statistiker ein Plus von 2,2 Prozent.
Für dieses Jahr rechnen die meisten Experten mit einem robusten Wachstum von mehr als zwei Prozent. Von Investitionen und Konsum sollen dann die stärksten Impulse kommen. Der Aufschwung sei insbesondere ein "Beschäftigungsaufschwung", sagte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle. Die Beschäftigung habe im vergangenen Jahr ein Rekordniveau erreicht und liege nun auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die Zahl der Erwerbstätigen sei um 212.000 auf 40,5 Millionen gestiegen. Die real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte hätten 2010 so stark zugenommen wie seit 2001 nicht mehr. Dies stütze die binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte.
Schulden weiter hoch
Die deutsche Staatsverschuldung überschritt 2010 erstmals seit fünf Jahren wieder die Drei-Prozent-Grenze, die im Maastricht-Vertrag der Europäischen Währungsunion gesetzt ist. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lag der Finanzierungssaldo des Staates bei minus 88,57 Milliarden Euro. Das entspricht 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Damit wurde die im EU-Stabilitätspakt festgesetzte Schuldengrenze von 3,0 Prozent verletzt. 2009 hatten die öffentlichen Haushalte lediglich 72,7 Milliarden Euro neue Schulden aufgetürmt, was einer Defizitquote von 3,0 Prozent entsprach.
Autor: Rolf Wenkel (mit dpa, dapd, rtr, afp)
Redaktion: Henrik Böhme