Krise vernichtet Millionen Jobs
22. Januar 2013Auch fünf Jahre nach ihrem Ausbruch entfaltet die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise eine verheerende Wirkung auf dem Arbeitsmarkt. Zu diesem Schluss kommt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem jährlich erscheinenden Beschäftigungsbericht. Die ILO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, sagt für dieses Jahr einen weiteren Anstieg der Erwerbslosigkeit voraus und rechnet damit, dass weltweit rund 5,1 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen.
Auch für 2014 geben die Arbeitsmarktexperten der ILO keine Entwarnung, sie rechnen mit rund drei Millionen weiteren Arbeitslosen als Folge der Krise. "Die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist rückläufig und die Dauer der Arbeitslosigkeit nimmt zu", erklärte ILO-Chef Guy Ryder die negative Prognose seiner Organisation.
Politiker und Banker in der Pflicht
Seit 2007, so die ILO bei der Vorstellung ihres Beschäftigungsberichts in Genf, hätten weltweit etwa 28 Millionen Menschen ihre Arbeit verloren. Außerdem hätten rund 39 Millionen Menschen es aufgegeben, sich eine neuen bezahlten Job zu suchen, weil sie keine Hoffnung mehr hätten, eine Arbeitsstelle zu finden. Besonders schlimm seien junge Arbeitssuchende betroffen: Fast 75 Millionen Junge (laut Definition der ILO Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren zu) könnten ihren Lebensunterhalt nicht durch eigene Arbeit finanzieren. Rund 25 Millionen junge Menschen seien ein halbes Jahr oder länger erwerbslos.
ILO-Chef Ryder forderte die Regierungen auf, das Problem entschlossener anzugehen. Sie müssten Arbeitsprogramme auflegen und, wenn private Investitionen nicht ausreichten, auch öffentliche Mittel dafür einsetzen. Von den Banken fordert die UN-Arbeitsorganisation, verstärkt ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen: Sie müssten wieder Kredite für produktive Investitionen bereitstellen, besonders für die mittelständische Industrie, weil sie verhältnismäßig viele Arbeitsplätze schaffen könne.
Die Jungen sind besonders stark betroffen
Die Arbeitsorganisation beschreibt in ihrem Bericht, die Jugendarbeitslosigkeit stelle ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem dar: Die Qualifikationen junger Menschen verkümmerten schnell und sie könnten keine Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln. Gerade junge Menschen erlebten Arbeitslosigkeit dann schnell als "Normalzustand".
In diesem Zusammenhang lobt die ILO die Schweiz, Österreich und Deutschland dafür, die Jugendarbeitslosigkeit verhältnismäßig niedrig gehalten zu haben. In den Euro-Krisenländern dagegen habe das Problem besorgniserregende Ausmaße angenommen: In den hochverschuldeten Ländern des südlichen Euro-Raums sei mitunter schon jeder zweite junge Mensch ohne Arbeit.
dk/qu (dpa/epd)