Medizinpreis für Pionier der Immuntherapie
9. Juni 2017Hat die Chemotherapie mit all ihren Nebenwirkungen bald ausgedient? So weit ist es noch nicht, doch die Immuntherapie lässt hoffen. Dabei registrieren die Abwehrzellen des Immunsystems, die sogenannten T-Zellen, schädliche Tumorzellen und können sie dann direkt angreifen. Beim Erkennen der Krebszellen braucht das Immunsystem allerdings etwas Unterstützung. Der US-Amerikaner James P. Allison hat eine Methode entwickelt, die die Krebszellen für das Immunsystem sichtbar macht.
Schon heute wird die sogenannte "Checkpoint-Hemmung" in der Krebsbehandlung genutzt. Auch die hat der Forscher Allison entwickelt. Krebszellen senden Signale aus, die die Immunabwehr bremsen. Die Folge: Das Immunsystem kämpft nicht gegen die wuchernden Zellen, sondern bleibt untätig. Die Checkpoint-Hemmung blockiert die Signale der Krebszellen und aktiviert die Immunabwehr.
Immun- statt Chemotherapie?
Vor allen Dingen der aggressive, schwarze Hautkrebs kann mit der von Allison entwickelten Methode behandelt werden. Die Immuntherapie schlägt erwiesenermaßen bei Melanomen an, aber auch bei Nierenkrebs. Forscher hoffen, dass sie schon bald auch bei anderen Krebsarten eingesetzt werden kann und dass sie bei bestimmten Formen eine Chemotherapie wird ersetzen können. Neben Operation, Bestrahlung und Chemotherapie gilt die Immuntherapie aber jetzt schon als vierte Säule in der Krebsbehandlung.
Etliche Preise
Für den renommierten Immunologen ist der Wolf-Preis bei weitem nicht die erste Auszeichnung. So wurde dem 68-jährigen 2015 der hoch dotierte Paul-Ehrlich und Ludwig-Darmstädter Preis verliehen. Viele der Preisträger erhielten später den Nobelpreis für ihre Forschungsarbeit, darunter etwa der Krebsforscher Harald zur Hausen. Ihm und seinen Entdeckungen ist die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs zu verdanken. Dafür erhielt er 2008 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie. Vielleicht ist Allison mit seinen Forschungsergebnissen ja auch auf dem Weg nach Stockholm.
Verliehen wird der Wolf-Preis seit 1978. Er wird vergeben für "Verdienste zum Wohle der Menschheit und freundliche Beziehungen unter den Völkern". Dotiert ist die Auszeichnung mit 100.000 Euro und wird – neben Medizin – in fünf weiteren Kategorien vergeben.
Der Preis geht auf den in Deutschland geborenen Erfinder Ricardo Wolf zurück, den früheren kubanischen Botschafter in Israel.
Überreicht wird die Auszeichnung am 11. Juni in Jerusalem.