Wolf und Co sind wieder da
22. August 2005Hinweise gab es reichlich: Spuren, Kadaver von gerissenen Rehen, nachts das typische Heulen der Wölfe. Aber bis vor einigen Jahren hatte niemand sie gesehen. Der Wolf galt bis zum Sommer 2000 als ausgestorben. Vor fünf Jahren dann sichteten einige Wanderer die wilden Tiere - und diese Tiere sind geblieben: Wölfe in der Lausitz, Bären in der Schweiz.
Der Grund dafür, dass die Wölfe und Bären nicht weiterziehen, ist der gute ökologische Lebensraum. "Die Eignung des Lebensraums für Bären wird hauptsächlich durch zwei Faktoren bestimmt", schreibt der World Wide Fund (WWF) in einer Studie zu geeigneten Lebensräumen, Wanderrouten und Auswirkungen einer möglichen Rückkehr des Braunbären in die Schweiz. Die zwei Faktoren, das sind die Entfernung zu Siedlungen und Verkehrswegen und der Wald. Wölfe, so informiert der WWF weiter, brauchen vor allem ausreichend Nahrung und ungestörte Gebiete, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen können. Die finden sie noch in Teilen Ostdeutschlands, aber auch in Spanien, Skandinavien und nicht zuletzt in den Alpen.
Die Wälder der Märkischen Schweiz bieten nach Berechnungen der "Wildbiologischen Gesellschaft München" sogar ausreichenden Platz für mindestens 100 bis 200 Wölfe. Bislang leben nur eine Handvoll Tiere in den mitteleuropäischen Gebieten.
Schafe schützen durch Elektrozäune
Bei solchen Zahlen mögen Jäger und Viehzüchter, die um ihre Bestände fürchten, erschrecken. "Wölfe reißen Schafe, das ist nun mal so", sagt Bettina Langer vom Naturschutzbund (NABU). Deshalb besorgte Wolfexpertin Gesa Kluth vom "Wildbiologischen Büro Lupus" für die Schäfer in der Lausitz hohe Elektrozäune, die gegen Wolfsangriffe schützen sollen. Für den Präsidenten des Verbandes der privaten Landwirte, Dieter Tanneberger, sind die Wölfe ein "kultureller Schatz". Beim Verband, der ebenfalls in der Lausitz ansässig ist, seien noch keine Klagen über die Wildtiere eingegangen. "Außerdem", meint Landwirt Tanneberger, "seien die Schäfer ja versichert." Auch Bären reißen Kleinvieh. Deshalb empfiehlt der WWF ähnliche Schutzmaßnahmen wie bei den Wölfen.
Mit wilden Tieren leben
Einige Bürger erschrecken bei dem Gedanken, in direkter Nachbarschaft mit wilden Tieren zu leben. In den rumänischen Südkarpaten haben Braunbären jüngst innerhalb von wenigen Tagen drei Menschen angegriffen und verletzt. Doch das Vertrauen in ein problemloses Zusammenleben wächst, zumindest in Deutschland. Laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Deutschen Wildtier-Stiftung ist die Hälfte aller Deutschen der Meinung, dass alle einst in Deutschland lebenden Wildtiere das Recht haben, sich hier wieder anzusiedeln. Normalerweise greifen die scheuen Wildtiere keine Menschen an. Begegnungen mit den Tieren sind selten und fast immer zufällig."
Rotkäppchen ist schuld
Ob "Meister Petz" und "Meister Isegrim" in Mitteleuropa und Deutschland überleben können, wird in erster Linie von seiner Akzeptanz durch die Bevölkerung und dem richtigen Umgang mit den wilden Tieren abhängen. Mit dem "Aktionsplan Wolf" hat der NABU deshalb einen Arbeitsplan vorgestellt, der das "konfliktarme Zusammenleben von Menschen und Wölfen in Deutschland" unterstützen will. Dabei geht es vor allem um Aufklärung und Informationen. "Der Wolf ist eben nicht das böse Tier, welches viele aus dem Märchen kennen. Es frisst keine Großmütter", sagt Bettina Langer vom NABU. Das müsse den Menschen deutlich gemacht werden.