Wolfsburg mit Bayern auf Augenhöhe?
21. September 2015Es wäre falsch zu behaupten, dass man bei Bayern München in diesem Jahr besonders glücklich war, nach den Partien gegen den VfL Wolfsburg. Im August verloren die Münchener das Spiel um den DFL-Supercup im Elfmeterschießen, im Januar gab es zum Rückrundenauftakt eine herbe 1:4-Klatsche.
Zwar wurden die Bayern anschließend dennoch mit gebührendem Abstand vor den Wolfsburgern Meister, doch nagen die beiden Niederlagen am bayerischen Gemüt. Zugeben möchte das in München aber keiner: "Nur beim 1:4 waren die Wolfsburger das einzige Mal besser, ansonsten immer wir", verwies Verteidiger Jerome Boateng gegenüber dem "kicker" auf die eigenen Stärken und fügten zu den möglichen Schwächen des Gegners an: "Mit Kevin De Bruyne und Ivan Perisic haben die Automatismen natürlich gepasst. Jetzt brauchen sie sicherlich ein bisschen Zeit." Auch Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer lässt den VfL Wolfsburg als Münchener Angstgegner nicht zu: "Wir haben jeweils auswärts gespielt. Das zweite Spiel endete unentschieden und im Elfmeterschießen kann man immer verlieren."
In der Tat gibt es keinen Grund für die Bayern, sich zu fürchten. Sie haben die ersten fünf Bundesliga-Spiele allesamt gewonnen - und auch in der Champions League einen zwar etwas mühsamen aber deutlichen 3:0-Erfolg in Piräus gefeiert. Beim anschließenden 3:0 am Samstag in Darmstadt stand eine Art B-Elf auf dem Rasen. Stammspieler wie Robert Lewandowski, Thomas Müller, Xabi Alonso, Philipp Lahm und Thiago gehen also gut ausgeruht in das Duell mit den "Wölfen".
Zu gerne würde man die Wolfsburger, die dann bereits sieben Punkte Rückstand hätten, mit einer Niederlage zurück nach Norddeutschland schicken. "Wir haben ein Heimspiel und wollen gewinnen", sagte Thomas Müller und unterstrich die Bedeutung der Partie, um gleich wieder zu relativieren. "Es ist extrem wichtig, aber das ist auch nichts Besonderes. Piräus und Darmstadt waren auch wichtig."
VfL-Coach Hecking: "War nie ein Bayern-Bewunderer"
Dennoch stellt der VfL Wolfsburg für den FC Bayern den ersten echten Prüfstein der Saison dar. In Wolfsburg weiß man, wie der Rekordmeister zu schlagen ist. Das beeindruckende des Wolfsburger 4:1-Sieges im Januar war nämlich nicht nur die ungewohnte Höhe, sondern auch die Art und Weise. Mit einer blitzsauberen Kontertaktik zogen die "Wölfe" den hilf- und planlosen Bayern damals den Zahn.
Dementsprechend selbstbewusste Töne schlug daher auch VfL-Trainer Dieter Hecking vor dem Duell an. "Es gibt Stadien, in denen mich die Atmosphäre mehr begeistert", sagte der 51-Jährige über die Stimmung in der Münchener Arena. "Ich war auch nie ein Bewunderer des FC Bayern München. Dem, was dort überragend geschaffen wurde, gilt allerdings mein größter Respekt."
Diese Sprüche, ausgedruckt an die Kabinenwand gepinnt, sollten genug Motivation für die Spieler des FC Bayern sein, um auch das sechste Saisonspiel zu gewinnen. Zudem ist die Bilanz des VfL-Coaches in München alles andere als gut: Nur einmal konnte er dort gewinnen - vor neun Jahren mit Hannover 96. Die Statistik des VfL in München sieht sogar noch trüber aus: Bei keinem seiner 21 Gastauftritte ging Wolfsburg als Sieger vom Platz. Nur einmal schafften die "Wölfe" ein Remis, 20 Mal gewann der FC Bayern. Dennoch fährt Hecking diesmal mit breiter Brust nach München. "Seit unseren Siegen im Januar und zuletzt im Supercup wissen die Bayern: Wenn wir einen guten Tag haben, können wir ihnen Punkte abnehmen", sagte er und erklärte: "Uns gibt es das Gefühl, dass wir nicht chancenlos sind - und den Münchenern die Gewissheit, dass sie alles gegen uns abrufen müssen. Das ist nunmehr der Unterschied."
Neben den Bayern und Wolfsburg spielen am Dienstagabend (Anstoß 20:00 Uhr MESZ, ab 19:45 Uhr im DW-Liveticker) Hertha BSC und der 1. FC Köln gegeneinander. Der FC Ingolstadt empfängt den Hamburger SV und Darmstadt 98 trifft auf Werder Bremen.
Spiel eins nach Favre
Am Mittwoch muss Borussia Mönchengladbach zeigen, wie gut man ohne den am Sonntag aus heiterem Himmel zurückgetretenen Lucien Favre zurechtkommt. Die Gladbacher, bei denen bis auf weiteres der bisherige U23-Trainer André Schubert als Interimslösung auf der Bank sitzen wird, treffen im heimischen Borussia-Park auf den FC Augsburg. Der FC Schalke spielt gegen Eintracht Frankfurt, Hannover 96 trifft sich zum Kellerduell mit dem VfB Stuttgart und 1899 Hoffenheim empfängt Tabellenführer Borussia Dortmund. Außerdem versucht sich Bayer 04 Leverkusen im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 aus der Krise zu schießen. Die Werkself, die auf Rang 13 abgerutscht ist, wartet seit 343 Bundesliga-Minuten auf einen eigenen Treffer.
Alle Mittwochspartien beginnen ebenfalls um 20 Uhr und können ab 19:45 Uhr im DW-Liveticker mitverfolgt werden.