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Worte der Vernunft und Bescheidenheit

Peter Philipp17. September 2006

Mit seiner Klarstellung hat Papst Benedikt das ihm Mögliche getan, um die jüngsten Wogen zu beruhigen. Man kann nur hoffen, dass auf allen Seiten jetzt Vernunft einkehrt, meint Peter Philipp.

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Was sich eben anschickte, eine neue Sturmflut im so oft beschworenen und herbei geredeten Kampf der Kulturen zu werden, sollte nun aber möglichst rasch begraben werden. Der Papst hat klargestellt, dass er nicht gemeint habe, was man in Istanbul, Islamabad, Teheran und anderswo aus seiner Regensburger Rede herausgehört hatte. Er hat es nicht einem Sprecher des Vatikan überlassen, sondern es auch selbst in aller Öffentlichkeit erklärt. Und damit sollte es nun gut sein im neuen Streit zwischen Islamischer Welt und "christlichem Abendland".

Verständnislosigkeit, Irritation und auch Verärgerung in muslimischen Ländern waren nachvollziehbar. Denn selbst wenn das Oberhaupt der katholischen Kirche nur einen jahrhundertealten Text zitierte und die islamfeindliche Passage auch noch als "erstaunlich schroff" bezeichnet hatte, so musste ihm doch klar sein, dass das Zitat nur verkürzt - und deswegen erst recht missverständlich - verbreitet werden würde. Wenn das dann auch prompt auf die deutschen Fernsehnachrichten zutraf: Um wie viel folgenschwerer musste es in der muslimischen Welt sein?

Der Papst war schlecht beraten, dieses Zitat zu verwenden. Ebenso schlecht beraten aber waren all die, die sich sofort im offiziellen Protest gefielen, die den Papst verdammten oder doch wenigstens eine offizielle Entschuldigung von ihm forderten. Der Kreis der Empörten war diesmal größer als bei den regelmäßig wiederkehrenden Gelegenheiten, bei denen jeder Anlass recht ist, um die Mär von der westlichen Arroganz gegenüber dem Islam weiter zu verbreiten. Umso wichtiger war es, dass der Papst Klarheit schaffte.

Es wäre gut, wenn beide Seiten dies auch so sehen würden. Vor allem die Protagonisten des Kulturkampfes auf beiden Seiten, die nicht Dialog, Verständigung und Kompromiss suchen, sondern die Unterordnung der Gegenseite. Ebenso wäre es gut, wenn - nun vielleicht erst recht auch mit Hilfe der Kirche - aus diesem "Gegeneinander" ein "Miteinander" würde. Gegenseitige Fehleinschätzungen gibt es - das hat uns das anstößige Zitat gezeigt - bereits seit Jahrhunderten. Viel zu viel Blut ist deswegen vergossen worden. Auf beiden Seiten und immer wieder unter dem Vorwand der Religion. Selbst wenn die Taten in klaren Widerspruch zur Religion standen.

Für den "unfehlbaren Stellvertreter Gottes auf Erden" - wie die Katholiken den Papst betrachten - war die Erklärung vom Sonntag und der Ausdruck des Bedauerns mehr als man erwarten durfte. Sie war nicht der geforderte Kniefall, sondern ein Zeichen menschlicher Größe. Vielleicht ein Signal an andere, es dem Papst nachzumachen: Hochmut, Intoleranz und Arroganz abzulegen und gegen Menschlichkeit, Bescheidenheit und auch Vernunft einzutauschen? Und nun auch ihrerseits alles zu tun, um die Wogen der Empörung zu glätten?