Wildschweinereien in Heide
20. Oktober 2017Nach Angaben der Einsatzkräfte startete der aufgebrachte Keiler seine "Vorstellung" im Zentrum von Heide mit einem Lauf über den Marktplatz - gemeinsam mit einer Sau. Gegen neun Uhr morgens drückte sich das 70 Kilogramm schwere Tier dann durch eine geschlossene Glastür in ein Optikergeschäft, verletzte eine ältere Frau und richtete "erhebliche Sachschäden" an. Eine Videoaufnahme zeigt, wie sich Menschen in dem Laden vor dem Tier in Sicherheit bringen.
Einem Mann eine Fingerkuppe abgebissen
Auf dem Weg zu einer benachbarten Sparkasse griff das Wildschwein dann eine Passantin an. In dem Geldinstitut selbst verletzte es einen Angestellten und biss zuletzt vor dem Gebäude einem Mann die Fingerkuppe ab. In der Sparkasse waren mehrere verängstigte Angestellte vor dem Keiler in ihre Büros geflüchtet. Sie wurden von der Feuerwehr mit Drehleitern über Fenster in Sicherheit gebracht, weil der Eingang durch das Borstentier blockiert war. Die vier Verletzten kamen in Krankenhäuser.
Polizisten gelang es schließlich, das Tier im Eingangsbereich der Bank mit zwei quergestellten Streifenwagen zu stellen und dadurch weitere Attacken zu verhindern. Ein hinzugerufener Jäger erschoss den etwa zweijährigen Keiler. Der Sau gelang die Flucht. Zwischenzeitlich hatte die Polizei die Bevölkerung von Heide dazu aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben und die Innenstadt zu meiden sowie "vor allem" die Arbeit der Einsatzkräfte nicht zu behindern.
Entwarnung erst nach vier Stunden
Erst nach etwa vier Stunden gab die Polizei Entwarnung. Beamte und Jäger suchten zuvor noch einmal gründlich das Stadtgebiet nach dem zweiten Wildschwein ab. Nach Angaben der Ermittler könnten die Tiere durch die derzeit laufende Maisernte aus einem Feld aufgescheucht worden und dann in die Stadt geflüchtet sein.
"Das war eine ganz außergewöhnliche Situation", sagte später der Bürgermeister von Heide, Ulf Stecher. Die Gegend sei nicht gerade dafür bekannt, dass dort Schwarzwild sein Unwesen treibe. "Ich hätte niemals gedacht, dass wir einmal eine solche Gefahrenlage haben würden."
sti/uh (afp, dpa)