1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

WWF: Tierwelt schrumpft um die Hälfte

30. September 2014

Überfischte Meere, gerodete Wälder, verseuchtes Grundwasser - die Liste menschlicher Umweltsünden ist lang. Davon ist aber nicht nur die Umwelt selbst betroffen, sondern auch die Tiere.

https://p.dw.com/p/1DNNW
Bildergalerie Amphibiensterben Goldkröte
Die in Mittel- und Südamerika beheimatete Goldkröte wurde erst in den 1960er Jahren entdeckt. Heute ist sie ausgestorben.Bild: cc by U.S. Fish and Wildlife Service

In nur vier Jahrzehnten ist die Zahl der Wirbeltiere um die Hälfte zurückgegangen. Dies berichtete die Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF). Der alle zwei Jahre veröffentlichte Living Planet Report geht davon aus, dass durch Jagen, Fischen oder den Verlust von Lebensraum die Zahl der Land- und Meerestieren in dieser Zeit um 39 Prozent zurück gegangen ist. Die Zahl der Süßwasser-Tiere sei sogar um 76 Prozent geschrumpft. Der Bericht stützt sich auf 3200 Wirbeltier-Arten. Diese umfassen Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Fische.

"Eine Konsequenz unserer Lebensweise"

Die Umweltgruppe beklagt, dass die Menschheit 50 Prozent mehr von der Natur fordert, als diese aushalten kann. Der Mensch holze Wälder schneller ab als sie nachwachsen können und er überfische die Ozeane. Die Erde könne sich nicht in der gleichen Geschwindigkeit davon erholen. Der Klimawandel, vor allem der steigende Ausstoß von Kohlenstoffdioxid, erhöhe den Druck auf die Tierwelt zusätzlich. In ärmeren Ländern ist dem WWF zufolge vor allem die Land- und Waldnutzung für die zurückgehenden Wirbeltier-Zahlen verantwortlich. "Dieser Schaden ist nicht unumkehrbar, sondern eine Konsequenz unserer Lebensweise", sagte Ken Norris, wissenschaftlicher Direktor der Zoologischen Gesellschaft von London.

Schildkröten-Fang in Nicaragua
In Nicaragua werden jeden Tag 600.000 Suppenschildkröten getötet und verkauftBild: picture-alliance/dpa

Mehr Menschen, weniger Tiere

Der Direktor von WWF International, Marco Lambertini, sieht nicht nur die Zukunft der Tierwelt, sondern auch die der Menschheit in Gefahr. Er verweist dabei insbesondere auf die steigenden Bevölkerungszahlen. Innerhalb der letzten 40 Jahre ist die Weltbevölkerung von 3,7 Milliarden Menschen im Jahr 1970 auf aktuell rund 7,2 Milliarden gestiegen.

Der Bestand der Wirbeltiere sei "viel stärker zurückgegangen" als gedacht, beklagt die Umweltgruppe. Der 2012 veröffentlichte Report ging noch von einem 28 prozentigen Rückgang zwischen 1970 und 2008 aus. In Lateinamerika sei dieser Trend am drastischsten. Die Zahl der Land-, Süßwasser- und Meerestiere sei dort um 83 Prozent gesunken.

Brauchen wie 4,8 Planeten?

Besonders die Bewohner reicher Industriestaaten gefährden dem Report zufolge den Tierbestand. Kuwait habe den größten "ökologischen Fußabdruck" hinterlassen. Die Einwohner des arabischen Staates hätten demzufolge pro Kopf mehr Ressourcen verbraucht, als jede andere Nation. Aber auch Katar, Saudi-Arabien, Dänemark, Belgien und die USA wiesen vor allem wegen ihrer hohen Kohlendioxid-Emission eine schlechte Umweltbilanz auf. In dem Bericht heißt es: "Wenn alle Menschen auf der Erde den ökologischen Fußabdruck eines durchschnittlichen Kuwaiters hätten, würden wir 4,8 Planeten benötigen. Würden wir den Lebensstil eines typischen US-Amerikaners leben, bräuchten wir 3,8 Planeten."

nin/mak (afp, rtr)