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KatastropheAserbaidschan

Zahl der Toten nach Explosion in Berg-Karabach steigt weiter

Veröffentlicht 26. September 2023Zuletzt aktualisiert 26. September 2023

Die Behörden sprechen von mittlerweile 68 Toten. Das Schicksal von etwa 100 Menschen sei noch ungeklärt. Auch die Zahl der Flüchtlinge aus der Region steigt drastisch.

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Aserbaidschan | Rauch nach der Explosion eines Tanklagers
Lodernde Flammen nach der Explosion eines Tanklagers bei Stepanakert in Berg-KarabachBild: AFP

Auf Fotos in sozialen Netzwerken waren nach der Explosion große Flammen zu sehen. Nach offiziellen Angaben war am Montagabend ein Treibstofflager an der Straße von Stepanakert ins aserbaidschanische Askeran aus bislang unbekannten Gründen explodiert. Die Behörden sprechen von mittlerweile 68 Toten. Das Schicksal von etwa 100 Menschen sei noch ungeklärt. 290 Menschen seien mit unterschiedlich schweren Verletzungen ins Krankenhaus gekommen, teilte das Gesundheitsministerium der selbsternannten Republik Berg-Karabach mit. Zuvor war in Medienberichten von mehr als 125 Todesopfern die Rede.

Die Politikerin Metakse Akopjan erklärte, an dem Lager hätten zum Zeitpunkt des Unglücks viele Menschen für Benzin angestanden, weil sie mit Autos vor den Aserbaidschanern aus Berg-Karabach nach Armenien fliehen wollten. Die Ursache der Explosion ist weiter unklar.

Autokolonne in Stepanakert
Bewohner von Stepanakert verlassen ihre Stadt nach der aserbaidschanischen MilitäroffensiveBild: David Ghahramanyan/REUTERS

Bitte um internationale Hilfe

Die Behörden des De-facto-Staates baten nach der Katastrophe eindringlich um internationale Hilfe. Von den Verletzten sei die Mehrheit "schwer oder extrem schwer" verwundet, erklärte der Ombudsmann für Menschenrechte, Gegham Stepanjan, im Onlinedienst X, vormals Twitter. 

Stepanjan schrieb, Berg-Karabach habe nicht die medizinischen Kapazitäten, um den Verletzten zu helfen. Es müsse dringend die Landung der Luftrettung ermöglicht werden, "um Menschenleben zu retten", forderte er.

Die humanitäre Lage in Berg-Karabach, das seit langem zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan umkämpft ist, ist ohnehin katastrophal. Seit Monaten blockieren Aserbaidschaner die einzige armenische Zufahrtsstraße, weshalb Lebensmittel, Medikamente und Benzin in der Region knapp sind. DW-Korrespondentin Maria Katamadze, die in Armenien etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Berg-Karabach ist, berichtet von Geflüchteten, die offensichtliche Anzeichen von Unterernährung aufweisen.

Forderung von Human Rights Watch

Auch die Menschrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sieht die internationale Gemeinschaft in der Pflicht. Es gebe eine ganz konkret wichtige Sache, die die internationale Gemeinschaft jetzt tun könne, sagte der HRW-Direktor für Europa und Zentralasien, Hugh Williamson, im Interview mit der DW. "Sie kann Aserbaidschan davon überzeugen, die Einrichtung einer internationalen Menschenrechtsüberwachungsmission in Berg-Karabach zuzulassen, um sicherzustellen, dass die lokale ethnische armenische Bevölkerung geschützt wird."

Seit Jahren umkämpfte Region

Am vergangenen Dienstag startete das autoritär geführte Aserbaidschan eine Militäroperation zur Eroberung Berg-Karabachs. Während der kurzen Kämpfe starben armenischen Angaben zufolge mehr als 200 Menschen, mehr als 400 weitere wurden demnach verletzt. Bereits einen Tag später mussten die pro-armenischen Kämpfer von Berg-Karabach eine Waffenstillstandsvereinbarung akzeptieren.

Drei Menschen trauern an einem Grab in Stepanakert
Beerdigung eines bei der aserbaidschanischen Militäroffensive getöteten Separatisten in StepanakertBild: David Ghahramanyan/REUTERS

Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Aserbaidschan und Armenien kämpfen seit Jahren um das Gebiet. Die Zehntausenden armenischen Zivilisten in der Region fürchten nun, vertrieben oder von den neuen aserbaidschanischen Machthabern unterdrückt zu werden. Mehr als 28.100 Menschen flüchteten nach offiziellen Angaben der Behörden bereits aus Berg-Karabach nach Armenien - Stand Dienstagabend MESZ.

fab/sti/wa/mak/se/kle (dpa, afp)