Einfacher zahlen
21. Januar 2008Ende Januar 2008 startet in Deutschland offiziell der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum (Single Euro Payments Area, SEPA). Dieser soll europaweite Zahlungen einfacher, preisgünstiger und genauso sicher machen wie solche innerhalb eines Landes. Deutschland setzt damit die im Dezember 2007 in Kraft getretene EU-Richtlinie um. Diese soll durch einheitliche Standards den fairen und offenen Zugang zu Zahlungsverkehrsmärkten gewährleisten. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, die Richtlinie bis spätestens zum 1. November 2009 in nationales Recht umzusetzen – Deutschland ist einer der Vorreiter.
Europaweite Vereinheitlichung vorgesehen
Die Richtlinie über Zahlungsdienste bildet die rechtliche Grundlage für die Schaffung des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums. Dieser ist eine Initiative des europäischen Bankensektors, der dabei vom Europäischen Zahlungsverkehrsausschuss (ECP) vertreten wird. Der Euro-Zahlungsverkehrsraum, der dem einheitlichen Binnenmarkt dienen soll, wird von der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank unterstützt. Er umfasst über die 25 EU-Staaten hinaus auch Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz.
Bisher gibt es in jedem europäischen Land unterschiedliche Zahlungsverkehrsvorschriften. "In Frankreich werden sehr viele Schecks eingesetzt, in England sehr viel Kreditkarten. Einen Dispositionskredit wie in Deutschland kennt man dort nicht", so Kerstin Altendorf, Pressesprecherin des Bundesverbandes deutscher Banken. Die Kosten für Zahlungen zwischen den einzelnen Staaten machen nach Angaben der Europäischen Kommission jährlich zwei bis drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Darüber hinaus bestehen Hemmnisse für Zahlungsdienstleister, die ihre Dienste EU-weit in freiem Wettbewerb anbieten möchten. Eine Beseitigung dieser Hemmnisse könnte Einsparungen in Höhe von insgesamt 28 Milliarden Euro pro Jahr für die EU-Wirtschaft erbringen.
"Das neue System ist wesentlich einfacher"
Bereits seit Beginn dieses Jahres ist jeder Bankkunde verpflichtet, die internationale Bankkontonummer (IBAN) und den einheitlichen Bankcode (BIC) bei grenzüberschreitenden
Euro-Überweisungen anzugeben. Hierbei sollen neue Überweisungsformulare helfen. Für einige Jahre gelten das alte und das neue System jedoch noch parallel. "Wann das alte System endgültig abgeschafft wird, bleibt abzuwarten. Es ist jedoch sehr aufwändig und teuer, beide Systeme parallel zu halten", so Altendorf. "Die Kunden schauen sich das neue System erstmal an und sollten möglichst umsatteln, da es wesentlich einfacher ist. Wir beobachten jedoch Misstrauen, vor allem bei der öffentlichen Hand."
Künftig zwei Karten
Die Richtlinie über Zahlungsdienste sieht auch vor, dass Zahlungen mit EC-Karte künftig europaweit erfolgen können. Kunden sollen mit ihrer Karte in Europa an jedem Automaten Geld abheben und überall bezahlen können. Eine Senkung der Gebühren steht indes nicht in Aussicht, da für das "elektronische Bargeld" (electronic cash) in jedem europäischen Land unterschiedliche Systeme existieren. Allerdings sollen die heute in Deutschland auf einer Karte vereinte EC-Zahlungsfunktion und die Maestro-Funktion voneinander getrennt werden, um Kosten zu vermeiden. Mit einer zusätzlichen, möglicherweise teureren Karte sollen dann ab 2010 Zusatzfunktionen von Maestro genutzt werden können.
Überweisungen nach einem Tag
Der einheitliche europäische Zahlungsverkehrsraum soll auch ermöglichen, dass Überweisungen künftig bereits nach einem Tag auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben werden. Bisher dauert dies zwischen drei und acht Werktagen. Ebenfalls soll erstmalig ein einheitliches grenzüberschreitendes Lastschriftverfahren eingeführt werden. Allerdings ist das europäische Lastschriftverfahren als eine der drei Säulen des SEPA noch Zukunftsmusik. Es wird wahrscheinlich erst mit Ablauf der Umsetzungsfrist der EU-Zahlungsrichtlinie im November 2009 Realität.