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Konflikte

Große Pro-Spanien-Kundgebung in Barcelona

28. Oktober 2019

Katalonien ist nach den harten Urteilen gegen Separatistenführer tief gespalten. Am Samstag demonstrierten 350.000 Katalanen für die Unabhängigkeit, am Sonntag demonstrierten 80.000 gegen eine Unabhängigkeit von Spanien.

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Spanien Zehntausende demonstrieren in Katalonien für die Einheit
Bild: picture-alliance/AA/A. Puig

Zehntausende Katalanen sind in der Regionalhauptstadt Barcelona auf die Straßen gegangen, um für die Einheit Spaniens und gegen die Unabhängigkeitsbewegung zu demonstrieren. Die Behörden sprachen von 80.000 Teilnehmern, die Veranstalter bezifferten die Zahl auf 400.000. Erstmals seit Wochen war auf den Straßen wieder ein Meer aus spanischen Flaggen zu sehen. Viele riefen "Viva España!" und "Es lebe der König!" Zu der Kundgebung aufgerufen hatte die Vereinigung Katalanische Zivile Gesellschaft (SCC).

Auf Spruchbändern war unter anderem zu lesen: "Wir sind auch Katalanen, stoppt diesen Wahnsinn!" Unter anderen marschierten Spaniens Außenminister Josep Borrell, ein Katalane; und weitere Spitzenpolitiker aus Madrid mit. "Die Kundgebung ist eine wichtige Botschaft für Katalonien, Spanien und die Welt", sagte der SCC-Vorsitzende Fernando Sanchez Costa. Nach Ansicht von Experten hat der Separatismus bereits zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen in der wohlhabenden Region geführt.

Spanien Zehntausende demonstrieren in Katalonien für die Einheit
Viele Bürger setzen sich in Barcelona für die Einheit Spaniens einBild: Imago-Images/Agencia EFE/T. Albir

Harte Strafen für neun Separatisten

Es handelte sich um die erste große Gegenkundgebung, seit die Gerichtsurteile der spanischen Justiz gegen neun Separatistenführer vor zwei Wochen eine Protestwelle der Unabhängigkeitsbewegung ausgelöst hatten. Erst am Samstagabend hatten erneut Hunderttausende Katalanen für eine Abspaltung und gegen die langjährigen Haftstrafen für ihre Anführer protestiert.

Die Separatistenführer - darunter Spitzenpolitiker und zwei Aktivisten - waren Mitte Oktober wegen ihrer Rolle bei dem Unabhängigkeitsreferendum vom Oktober 2017 zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt worden. Die Behörden bezifferten die Zahl der Teilnehmer auf 350 000. Dabei blieb es zunächst friedlich. Zu der Kundgebung hatten die Organisationen ANC (Katalanische Nationalversammlung) und Omnium Cultural aufgerufen.

Die Demonstranten marschierten durch das Zentrum der katalanischen Hauptstadt, schwenkten ihre Nationalflaggen und riefen "Freiheit für die politischen Gefangenen!" sowie "Unabhängigkeit!". Die früheren Chefs der beiden Organisationen sitzen ebenfalls in Haft. Wegen befürchteter Unruhen war das geplante Fußball-Spitzenspiel zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid vorsorglich auf den 18. Dezember verschoben worden.

Spanien | Proteste in Barcelona
Freiheit - das war eine Hauptforderung auf der Großkundgebung vom Samstag in BarcelonaBild: Getty Images/AFP/L. Gene

Neue Krawalle mit Verletzten

In der Nacht zum Sonntag kam es bei einer zweiten Kundgebung gewaltbereiter Separatisten in Barcelona erneut zu Krawallen. Drei Menschen wurden festgenommen. Mehr als 40 Verletzte mussten ärztlich betreut werden, unter ihnen mehrere Polizisten. Die Demonstranten hätten unter anderem Farbbeutel und Flaschen auf die Beamten geworfen. Diese drängten die Angreifer mit Schlagstöcken zurück.

Bereits am Freitag voriger Woche gingen nach Angaben der Polizei mehr als eine halbe Million Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung auf die Straße. An dem Tag erlebten Barcelona und ganz Katalonien die bislang gewalttätigste Nacht. Die sozialistische Zentralregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez weigert sich, mit den Separatisten zu sprechen. Der katalanische Regionalpräsident Quim Torra müsse vorher die jüngste Gewalt ausdrücklich verurteilen, hieß es.

Die Katalanen sind in der Frage einer Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien tief gespalten. In einer Umfrage vom Juli äußern sich rund 44 Prozent der Befragten für eine Loslösung von Spanien, während mehr als 48 Prozent dagegen sind.

kle/se (dpa, afp, rtre)