Zehntausende pilgern zur Klimademo in Bern
28. September 2019In der Hauptstadt der Schweiz haben Zehntausende Bürger für mehr Engagement beim Klimaschutz demonstriert. Nach jüngsten Angaben der Organisatoren beteiligten sich etwa 100.000 Menschen an der Aktion. Die Polizei nannte bisher keine Teilnehmerzahl. Mehrere tausend Personen reisten mit 14 Sonderzügen an. Etwa 700 waren per Fahrrad auf 30 verschiedenen Routen nach Bern gefahren.
Zur der Demonstration aufgerufen hatte ein Bündnis von über 80 Organisationen. Sie fordern einen Ausstieg der Schweiz aus dem Verbrauch klimaschädlicher fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas. Die Erderhitzung setzt nicht zuletzt auch den Gletschern in dem Alpenstaat zu.
Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur SDA prägte die "Klimajugend" den bunten Demonstrationszug mit Transparenten und Sprechgesängen, zudem nahmen viele Familien an der Kundgebung "Klima des Wandels" teil.
Polizei befürchtet Überfüllung des Bundesplatzes
Nach einem Umzug durch die Innenstadt kamen die Demonstranten zu einer Abschlusskundgebung und Konzerten auf dem Bundesplatz zusammen. Dieser war nach Angaben der Berner Kantonspolizei fast voll. Die Polizei rief deshalb Demonstrationsteilnehmer auf, diesen nicht mehr zu betreten, sondern auf andere Plätze auszuweichen.
Auf dem Bundesplatz traten mehrere Rednerinnen und Redner auf – unter ihnen Chemie-Nobelpreisträger Jacques Dubochet, der kritisierte, dass die Mächtigen seit über 50 Jahren Geld als Wundermittel anpreisten, "damit die Menschen an Glück durch Konsum glauben". Es brauche ein Umdenken.
Um die Dringlichkeit des Klimaschutzes akustisch zu betonen, läuteten am Nachmittag landesweit die Glocken zahlreicher Kirchen. An mehreren Turmuhren wurde die Uhrzeit bei fünf vor zwölf angehalten. Insgesamt beteiligten sich laut den Organisatoren über 150 Kirchgemeinden an der Aktion.
Schweizer Schlusspunkt der Demo-Welle
Die Klimademo in Bern bildet den Schweizer Schlusspunkt der Global Week for Future, während der weltweit Aktionen und Demonstrationen stattfanden. In den meisten Ländern gingen bereits am Freitag vor einer Woche die Klima-Demonstranten auf die Straße. Insgesamt vier Millionen Teilnehmer sollen es weltweit gewesen sein.
Ziel des weltweiten Protests ist es, dass das Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2016 eingehalten wird. Die wichtigste Forderung: das 1,5-Grad-Ziel. Die Erderwärmung, die im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bereits rund ein Grad erreicht hat, soll bei "deutlich unter zwei Grad" gestoppt werden, möglichst bei 1,5 Grad. Je wärmer die Erde wird, desto gefährlicher wird es für den Menschen: Es drohen etwa zunehmend unberechenbare Wetterlagen, Stürme, Hitze- und Kältewellen.
kle/uh (dpa, afp, sda, srf.ch, blick.ch, NZZ)