35.000 Venezolaner kaufen in Kolumbien ein
11. Juli 2016Der Ansturm auf die Geschäfte in den grenznahen Städten Cúcuta und La Parada begann am Sonntagmorgen, nachdem die venezolanischen Behörden einige Grenzübergänge im Bundesstaat Tachira geöffnet hatten. Teilweise kam es zu tumultartigen Szenen, bei denen die Menschenmenge einige Grenzposten regelrecht überrannte, berichtet die Zeitung "El Universal". Die Regale vieler Geschäfte waren innerhalb weniger Stunden leergefegt.
Grenze für einen halben Tag geöffnet
"Wir dachten nicht, dass mehr als 10.000 Menschen über die Grenzbrücken kommen würden", sagte William Villamizar, der Gouverneur des kolumbianischen Departments Norte de Santar, dessen Hauptstadt Cúcuta ist. Der Andrang zeige, dass die Grenze dauerhaft geöffnet bleiben müsse, sagte Villamizar. Schätzungen der Grenzbehörden zufolge waren 35.000 Venezolaner in Cúcuta angekommen.
Am Donnerstag hatten rund 500 Frauen den Übergang von Táchira nach Cúcuta durchbrochen, um Lebensmittel einzukaufen. Der Gouverneur des venezolanischen Grenzbundesstaates Táchira, José Gregorio Velma Mora, erklärte, die Regierung habe die zwölfstündige Öffnung erlaubt, um einem weiteren illegalen Durchbruch vorzubeugen, den die Opposition organisieren wollte. Wegen der vielen Menschen an den Grenzübergängen verlängerten die kolumbianischen Behörden die Öffnungszeit um mehrere Stunden.
Arzneimittel, Öl und Mehl
Die Käufer aus Venezuela erklärten den Medien, dass die Produkte in Kolumbien trotz der starken Abwertung der venezolanischen Währung und der mutmaßlich von den kolumbianischen Händlern kurzfristig erhöhten Preise immer noch billiger seien als auf dem Schwarzmarkt in ihrem Heimatland. Besonders gefragt waren neben Arzneimitteln Hygieneartikel und Grundnahrungsmittel wie Speiseöl oder Mehl.
Die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro hatte im August 2015 die Grenzübergänge nach Kolumbien gesperrt, um den Warenschmuggel und das Eindringen von kolumbianischen Paramilitärs zu stoppen.
Venezuela leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Eine galoppierende Inflation macht die Ersparnisse der Bürger zunichte, in den Supermärkten mangelt es an Lebensmitteln. Wegen fehlender Devisen können viele Unternehmen dringend benötigte Rohstoffe nicht mehr einführen.
rk/sc (dpa, epd)