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Zeitplan für BER unklarer denn je

Bernd Gräßler (mit Agenturen)2. Juni 2014

Der Korruptionsverdacht gegen den Technikchef könnte den Berliner Flughafenbau weiter verzögern. Flughafenchef Mehdorn will aufklären und prüfen. Warnungen vor einer Investitionsruine werden laut.

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Aufsteller mit Übersichtsplan vor dem Haupteingang des Flughafens Berlin Brandenburg BER - Foto: Ralf Hirschberger
Bild: picture-alliance/dpa

Nach einer Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft BER äußerte sich Geschäftsführer Hartmut Mehdorn zurückhaltend, ob der jüngste Korruptionsfall die Inbetriebnahme des neuen Berliner Airports noch weiter verzögern wird. "Eigentlich dürfte da nichts passieren. Aber lassen Sie uns das noch überprüfen", sagte Mehdorn nach der Sondersitzung des Kontrollgremiums in Berlin. Ein Untersuchungsteam, zu dem auch ein Vertreter der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International gehört, soll am 30. Juni einen Zwischenbericht vorlegen.

Der Bau des für rund 30 Millionen Fluggäste konzipierten neuen Berliner Flughafen BER ist bereits mehrere Jahre im Verzug. Seine Inbetriebnahme war für Herbst 2011 geplant. Ein neues Datum wird offiziell nicht genannt, intern geht man frühestens von 2016 aus.

Jüngster Rückschlag sind die Korruptionsvorwürfe gegen den inzwischen beurlaubten Technikchef Jochen Großmann, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt. Er soll für die Vergabe eines lukrativen Auftrages rund eine halbe Million Euro Schmiergeld gefordert haben.

Bund will externe Kontrolle

Nun sollen alle Auftragsvergaben Großmanns überprüft werden. Seine 15 Mitarbeiter am Flughafen sind vorerst freigestellt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) fordert zudem, ein externes Controlling zu Baufortschritt, Kosten und Terminen einzurichten, wie ein Ministeriumssprecher mitteilte. Die Länder Berlin und Brandenburg halten jeweils 37 Prozent, der Bund 26 Prozent Anteile an der Flughafengesellschaft.

Deutschland Hauptstadtflughafen BER Startbahnen - Foto: Patrick Pleul (dpa)
Verwaister Hauptstadtflughafen: Stillstand wegen EntrauchungsanlageBild: picture-alliance/dpa

Der Ausfall des Technikchefs könnte die Fertigstellung des Flughafens weiter verzögern. Er gilt als Experte für das schwierigste Problem: Die komplizierte unterirdische Entrauchungsanlage des Hauptterminals, die für den Brandschutz unerlässlich ist. Sie funktioniert nicht ordnungssgemäß. Mittlerweile wird über eine konventionelle Entrauchung nach oben nachgedacht, die man aus architektonischen Gründen eigentlich vermeiden wollte. Wegen zahlreicher Planungsmängel, Baupfusch und Technikproblemen haben sich die Kosten des Flughafenbaus von ursprünglich veranschlagten zwei Milliarden bereits jetzt auf 4,6 Milliarden Euro erhöht. Geschäftsführer Mehdorn geht davon aus, dass die Eigentümer, also die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund, weitere 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung stellen müssen.

Droht eine Investitionsruine?

Die Frage, ob der Flughafen jemals fertig wird, ist neuerdings nicht mehr nur Gegenstand von Spöttereien sondern wird durchaus ernsthaft debattiert. So warnt der Berliner "Tagesspiegel", wegen der hohen technischen und finanziellen Risiken sei "das Horrorszenario einer Investitionsruine nicht mehr völlig auszuschließen". Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte, Ziel sei weiterhin die Inbetriebnahme, wobei Mehrkosten vermieden werden sollten.

Derzeit werden die meisten Flüge von und nach Berlin weiterhin auf dem innerstädtischen Flughafen Tegel abgefertigt, der mit 18 Millionen Fluggästen im vergangenen Jahr längst an seiner Belastungsgrenze angekommen ist und eigentlich schon geschlossen werden sollte. Weitere sieben Millionen Fluggäste registrierte 2013 der aus DDR-Zeiten stammende Flughafen Schönefeld, der am Stadtrand Berlins liegt. Damit nähert sich die Gesamtzahl der Passagiere, die von und nach Berlin fliegen, bereits jetzt der Kapazitätsgrenze, für die der neue Flughafen BER konzipiert wurde. Dieser könnte, wenn er denn in Betrieb geht, schnell zu klein sein.