Zerstrittene Palästinenser erinnern an Arafat
11. November 2014Die Hamas sabotiere und zerstöre das "Projekt der nationalen Aussöhnung", erklärte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bei der zentralen Gedenkfeier zum 10. Todestag seines Vorgängers Jassir Arafat in Ramallah. Dabei bezog sich Abbas auf eine Serie von Sprengstoffanschlägen auf Fahrzeuge und Wohnhäuser von Repräsentanten seiner Fatah-Bewegung im Gazastreifen am vergangenen Freitag. "Die Urheber dieser Explosionen in Gaza waren die Führer der Hamas, sie sind die Verantwortlichen", sagte Abbas vor Tausenden Teilnehmern der Kundgebung. Die Hamas erwiderte in einer in Gaza-Stadt veröffentlichten Stellungnahme, Abbas lasse sich zu "Lügen und Verleumdungen" verleiten.
Zugleich warf Abbas Israel vor, den Nahen Osten in einen zerstörerischen Religionskrieg zu führen. Die Besuche von Juden auf dem Tempelberg seien provokativ. Abbas rief Israel dazu auf, seine "Siedler und Extremisten von der Al-Aksa-Moschee (und dem Tempelberg) fernzuhalten."
Barghuti ruft zu "bewaffnetem Widerstand" auf
Aus einem israelischen Gefängnis heraus rief der inhaftierte Palästinenserpolitiker Marwan Barghuti die Palästinenserführung auf, jetzt den "bewaffneten Widerstand" zu unterstützen. Ein Brief des seit zwölf Jahren Inhaftierten wurde in der in Ramallah erscheinenden Tageszeitung "Al Kuds" abgedruckt. Barghuti, der populärste Politiker der Fatah-Partei, erklärt dort, "den umfassenden und bewaffneten Widerstand zu wählen heißt, die Ideen und Grundsätze Arafats zu bewahren, für die Zehntausende als Märtyrer starben".
Barghuti drängte die Palästinenserführung in seinem Schreiben, Vergeltungsmaßnahmen gegen Israel zu ergreifen, die Abbas mehrfach angekündigt, aber nie umgesetzt hatte: "Unsere Führung muss ihre Zurückhaltung aufgeben und auf der Stelle die Sicherheitskooperation beenden, die dem Besatzer nutzt." Barghuti gilt als ernsthafter Rivale von Abbas und auch für die Führer der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas.
Ein Palästinenser nahe Hebron erschossen
Unterdessen erschoss die israelische Armee bei gewaltsamen Protesten gegen die israelische Siedlungspolitik nahe Hebron im südlichen Westjordanland einen jungen Palästinenser. Wie palästinensische Krankenhausärzte berichteten, starb der 22-jährige Imad Jauabre durch mehrere Kugeln in den Oberkörper. In Israel wurde eine erhöhte Alarmstufe ausgerufen, an möglichen Brennpukten in Israel und im Westjordanland wurden Sicherheitskräfte stationiert.
Am Montag hatte ein palästinensischer Jugendlicher in Tel Aviv einen 20-jährigen Soldaten getötet, wenige Stunden später erstach ein Palästinenser im Westjordanland eine 26-jährige Israelin. In der vergangenen Woche gab es mehrere Anschläge, bei denen Palästinenser Autos in Menschenmengen steuerten. Drei Israelis wurden getötet. Die Palästinenserführung in Ramallah hat bisher zu den anti-israelischen Angriffen der vergangenen Wochen nicht eindeutig Stellung bezogen.
ab/cr (afp, dpa)