1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Spielen rund um die Uhr in Macau

21. Dezember 2009

In Macau wird mehr gezockt als in Las Vergas: Zehn Millionen Besucher kommen jedes Jahr und verspielen dort ihr Geld. Die meisten sind Chinesen aus der Volksrepublik.

https://p.dw.com/p/L9lc
Das "Grand Lisboa Casino" in MacauBild: AP

In Macaus knapp 40 Casinos klingeln die "einarmigen Banditen" 24 Stunden täglich. Zehn Millionen Besucher lockt die nur 22 Quadratkilometer große südchinesische Sonderverwaltungszone im Jahr an. Die meisten von ihnen aus der Volksrepublik China. Und sie kommen vor allem zum Spielen, erklärt Frank McFadden, der Chef des "Grand-Macau-Casinos": "Am chinesischen Neujahrsfest zum Beispiel: Wer da nicht spielt, soll das ganze Jahr über kein Glück haben. Glückspiel liegt den Chinesen eben im Blut. Man sollte auch nicht urteilen, ob das gut oder schlecht ist. Es ist einfach so."

China Macau Casino MGM Grand Macau
Das "Grand Macau Casino"Bild: AP

Spielen ohne Glanz und Glamour

Im "Grand Macau" wird massiv gespielt, ganz ohne Glanz und Glamour: Eine Reisegruppe hat sich gerade auf die Slot-Machines gestürzt. Mit Plastikbechern voller Zehn-Dollar-Münzen aus Hong Kong, der offiziellen Casino-Währung, in der Hand und roten Schildmützen des Reiseveranstalters auf dem Kopf. Zwei Männer in billigen Straßenanzügen drängen sich rauchend vorbei. Spielen sei eine ernste Angelegenheit, versichert lächelnd Tiffany Chang von der Public-Relations-Abteilung des "Grand Lisboa": "Im Casinobereich gibt es auf fünf Stockwerken mehr als 300 Spieltische und 770 Spielautomaten. Normalerweise haben wir mehr als 20. 000 Besucher am Tag."

Schnell gehen muss es beim Zocken in Macau: Weil die Chinesen beim Roulette zu lange warten müssen, bis sie gewonnen oder verloren haben, spielten ihre Landsleute lieber Baccara oder Fan Tan, sagt Tiffany Chang: "Das ist ein altes, traditionelles chinesisches Spiel. Man spielt es mit Knöpfen! Der Geber hat einen Haufen Knöpfe und die Leute können auf die genaue Zahl wetten, oder ob es eine gerade oder ungerade Zahl ist. Dann teilt der Geber die Knöpfe in Vierergruppen und man sieht, ob man gewonnen hat."

Macau - Venetian
Das "Venetian"Bild: DW/ Jochen Faget

Wetten ist alles

Das Glücksspiel hat Tradition in Macau: Als das benachbarte Hong Kong durch den britischen Handel immer wichtiger wurde, musste Macau sich neue Einkommensquellen suchen, berichtet die Historikerin Ana Vong: "Um zu überleben, wurde im 19. Jahrhundert das Glücksspiel legalisiert und gewann immer mehr Bedeutung. Das moderne Macau wurde zum Großteil durch Glücksspiel und Opiumhandel errichtet."

Opium ist inzwischen illegal, Wetten nicht. Im "Kandidrom", der Hunderennbahn von Macau, hetzen vier Mal die Woche "Greyhounds" einer Hasenattrappe hinterher. Der Wett-Himmel auf Erden, meint Frederic Ho aus Hong Kong: "Fast jeden Tag Hunderennen, montags, dienstags, samstags und sonntags! Es gibt vier Renntage pro Woche."

China Macau Hunderennen
Hunderennen in MacauBild: picture alliance / dpa

Schnelles Geld

Schon nach 23 Sekunden gehen die Hunde über die Ziellinie, ist das Rennen wieder vorbei. Frederic Ho starrt gebannt auf die riesige Anzeigewand. Gewonnen hat der hagere Mann Ende 40 nicht, begeistert ist er trotzdem: "Die Rennen hier gehen sehr schnell. Das gefällt mir. Es geht Schlag auf Schlag, ist viel besser als Pferderennen. Die dauern zu lang. Hier kann man alle 20 Minuten wetten." Auch ein mit Fotoapparaten behängter Mann aus Guangzhou lächelt seelig. Er vergleicht die Rennbahn mit einem "Hunde-Kasino".

Zum Abschied sagt der Mann, der mit seiner Familie übers Wochenende nach Macau gekommen ist, er müsse jetzt wieder in ein echtes Casino. Morgen Nachmittag gehe es zurück nach Guangzhou, und am Vormittag stehe Einkaufen auf dem Programm. Vielleicht auch ein bisschen Sightseeing, schließlich habe er gehört, die Altstadt Macaus gehöre zum Weltkulturerbe der UNESCO. Aber das interessiere ihn gar nicht. Nach Macau komme er vor allem zum Zocken.

Autor: Jochen Faget
Redaktion: Esther Broders