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Zoll zerschlägt Netzwerk für Schwarzarbeit

30. Januar 2018

Mit dem bislang größten Schlag gegen organisierte Schwarzarbeit am Bau in Nordrhein-Westfalen hat der Zoll ein kriminelles Netzwerk ausgehoben, das einen Schaden von rund 35 Millionen Euro verursacht haben soll. 

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Zollbeamte während der Razzia in Wuppertal
Zollbeamte während der Razzia in WuppertalBild: picture-alliance/dpa/H. Battefeld

Bei einer Razzia mit über 1120 Fahndern hat der Zoll in Nordrhein-Westfalen ein weit verzweigtes Netzwerk für Schwarzarbeit zerschlagen. An dessen Betrugsmasche sollen 450 Baufirmen beteiligt gewesen sein, wie Zoll und Polizei bei einer Pressekonferenz in Krefeld mitteilten. Die Beamten durchsuchten fast 140 Wohnungen und Geschäftsräume in 31 Städten des bevölkerungsreichtsten Bundeslandes.

Die acht mutmaßlichen Drahtzieher des Netzwerks - sechs Männer und zwei Frauen im Alter von 31 bis 72 Jahren  - wurden von Spezialeinsatzkräften festgenommen, wie die Ermittler weiter mitteilten. Die Fahnder beschlagnahmten Waffen, darunter zwei automatische Armbrüste, Bargeld und mehrere Fahrzeuge. Auch Spezialkommandos der Polizei waren im Einsatz. 

Beschlagnahmtes Bargeld wird bei der Pressekonferenz des Zoll gezeigt
Beschlagnahmtes Bargeld wird bei der Pressekonferenz des Zoll gezeigtBild: picture-alliance/dpa/C. Seidel

Nach Angaben der Ermittler haben die Beschuldigten über ihr Firmengeflecht den am Betrug beteiligten Bauunternehmen Scheinrechnungen für gar nicht erbrachte Leistungen ausgestellt. Die Bauunternehmen hätten die Rechnungen bezahlt und das Geld - nach Abzug einer Provision von bis zu 10 Prozent - in bar zurückerhalten, sagte der Sprecher der Ermittlungskommission, Heinz Michael Horst. Es handele sich um einen Fall von erheblichen Dimensionen. Die Tätergruppe soll sogenannte Schein- und Abdeckrechnungen im Umfang von rund 48 Millionen Euro erstellt haben. Der bisher ermittelte Gesamtschaden beläuft sich dem Zoll zufolge auf mindestens 35 Millionen Euro. 

Nach einer Durchsuchung in Wuppertal trägt ein Beamter einen Karton davon
Nach einer Durchsuchung in Wuppertal trägt ein Beamter einen Karton davonBild: picture-alliance/dpa/H. Battefeld

Gegen die 450 Käufer der Scheinrechnungen seien eigene Ermittlungsverfahren eingeleitet  worden. Die Rechnungen seien als Betriebsausgaben verbucht worden. Mit dem von den Scheinfirmen zurückgezahlten Geld hätten die Bauunternehmen dann tatsächliche Schwarzarbeit bezahlt. Auf diese Weise hätten die Firmen Steuern und Sozialabgaben hinterzogen. Horst sprach von einem System, "aus Weißgeld Schwarzgeld zu machen". Die Scheinrechnungen hätten sich auf Beträge von bis zu 4 Millionen Euro belaufen. Das zeige, dass nicht nur kleine Firmen beteiligt gewesen seien, sagte Horst. 

Die Ermittlungen liefen bereits seit 2016. Bisher konnten den Angaben zufolge 14 Scheinfirmen aufgedeckt werden, die von den acht Hauptbeschuldigten über 28 Strohmänner gesteuert wurden. Diese "Servicefirmen" wurden jeweils nach kurzer Zeit abgemeldet, die Strohmänner tauchten regelmäßig unter.  

Auch Waffen wurden bei den Razzien gefunden
Auch Waffen wurden bei den Razzien gefundenBild: picture-alliance/dpa/C. Seidel

Der bei den Ermittlungen federführende Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert sprach von "professionellen Tätern", die ein "außerordentlich kompliziertes Firmengeflecht" aufgebaut hätten. Wenn den Beschuldigten vor Gericht Steuerhinterziehung im besonders schweren Fall nachgewiesen werde, drohten ihnen je Fall Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Zudem müssten sie mit Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe rechnen. 

stu/uh (afp, dpa)