Zu Gast bei einem Freund
13. Juli 2017"The beast" ist pünktlich. Um kurz nach halb fünf rollt die US-Staatskarosse in den Ehrenhof des Elysée-Palasts. Kleiner Rückenpatscher von Macron, kleiner Händepatscher von Trump, ziviler Handschlag vor der Republikanischen Garde, dann sind sie weg. Arbeitsgespräch. Es dauert länger als geplant. Vor der Presse sind dann beide Seiten ganz offensichtlich bemüht, Gemeinsamkeiten zu betonen. Ein ähnliches Verständnis, so Emmanuel Macron, gebe es etwa im Kampf gegen den Terrorismus, "hier teilen wir die gleiche Entschlossenheit". Auch bei einem weiteren sensiblen Punkt, der Handelspolitik, so der französische Präsident, "teilen wir beide die Überzeugung, dass es unerlässlich ist, gegen Dumping vorzugehen".
Donald Trump seinerseits bemühte große Worte und bezeichnete Frankreich als "Amerikas ersten und ältesten Verbündeten". Bei Themen wie Syrien vereinbarten beide Länder kleine Fortschritte - eine gemeinsame Kontaktgruppe soll ins Leben gerufen werden, um an einem "Aktionsplan für die Zeit nach dem Krieg" zu arbeiten, wie Macron betont. Beim Klimaschutz muss der französische Präsident allerdings weiter werben. Zwar zeigte sich Präsident Trump einen Hauch flexibler, "man muss abwarten, was sich mit dem Klimaabkommen tut", aber Einvernehmen hört sich anders an.
Darf's ein bisschen mehr sein
Insgesamt rund 1.000 Sicherheitsleute begleiten Donald Trump bei seiner Visite in Paris. Die Avenue de Marigny ist für kurze Zeit schwarz vor lauter US-Straßenkreuzern. Etwa acht Mal soviel französische Polizeikräfte sichern die Feiern rund um den Nationalfeiertag am 14. Juli. Die Teilnahme US-amerikanischer Soldaten an der traditionellen Militärparade ist der offizielle Anlass für Trumps Reise in die französische Hauptstadt. Die Bevölkerung ist darüber allerdings wenig begeistert. Laut einer Studie des Forschungsinstituts ELABE hadert knapp die Hälfte der Franzosen mit dem amerikanischen VIP-Besuch.
Amuse-geule nennen die Franzosen die kleinen Häppchen, die zum Apéritif gereicht werden. Nicht, dass die Bundeskanzlerin ein Häppchen wäre. Nein. Aber im Vergleich zu einem Donald Trump war der deutsch-französische Ministerrat inklusive der Bundeskanzlerin ein leicht verdaulicher Start in den vollgepackten Tag des Monsieur Macron.
Bis der US-Präsident vor die Türen der US-Botschaft rollte, hatten sich Merkel und Macron am frühen Morgen schon zweimal auf dem Treppchen des Elysee-Palastes die Hände geschüttelt, Küsschen ausgetauscht um dann flott, flott dem deutsch-französischen Paar, enfin, neuen Schwung zu verleihen. Ziemlich viel Schwung bekommt die Verteidigung ab - hier wollen Frankreich und Deutschland etwa gemeinsam Kampfjets entwickeln. Diese Initiative stehe auch anderen europäischen Staaten offen, so der französische Präsident.
Die Fachminister beider Staaten tauschten sich zudem aus über Flüchtlingspolitik. "Wir haben eine hervorragende Zusammenarbeit mit Frankreich und wollen diese weiter ausbauen und verstärken", erklärte der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller im Gespräch mit der DW. Mit der G5-Sahel-Initiative soll die Lage in den Herkunftsländern wie Libyen verbessert werden.
Deutsch-französische Flitterwochen mit Berlin
Präsident Emmanuel Macron nutzte die demonstrative Kuschelatmosphäre mit Berlin, um eines seiner Lieblingsthemen voranzutreiben - eine Reform der Währungsunion mit eigenem Haushalt und Finanzminister.
"Wir werden dies nicht verbummeln", so die Bundeskanzlerin durchaus zustimmend auf Nachfrage, dafür brauche es aber ein klares Mandat des Parlaments. Will heißen - die Frage kommt erst nach den Bundestagswahlen auf den Tisch. "Lieber Emmanuel", "Merci Angela" hieß es nicht zu knapp auf der gemeinsamen Pressekonferenz. Klare Botschaft: Die deutsch-französische Freundschaft in Zeiten Macrons läuft.
Zum Abschluss der Paris-Tour führt Präsident Macron seinen amerikanischen Gast zum ganz großen Tête-à-Tête auf den Eiffelturm. "Es ist ein Dinner unter Freunden", so Macron. Ich komme wieder, schiebt Donald Trump noch hinterher. Immerhin.