Zukunftspreis für Meeresschutz
28. September 2012Für gleich zwei "herausragende Gesetze" zum Schutz der Meere hat der pazifische Inselstaat Palau den diesjährigen 'Future Policy Award' erhalten. Die Hamburger Stiftung World Future Council, die sich mit dem Preis "für ein verantwortungsvolles, nachhaltiges Denken und Handeln im Sinne zukünftiger Generationen" einsetzt, hat zum einen die Schaffung eines Netzwerks aus geschützten Meeres- und Festlandregionen ausgezeichnet. 35 Schutzgebiete sind seit 2003 eingereichtet worden, darunter Korallenriffe, Lagunen, Mangroven und ein Sardinen-Schutzgebiet. Die Gebiete werden von der lokalen Bevölkerung und den kommunalen Behörden gemeinsam nach traditionellen Verfahren verwaltet und bewirtschaftet. Fischfang und die Nutzung weiterer natürlicher Ressourcen sind allerdings nur in einigen der Schutzzonen erlaubt.
Außerdem wurde Palau für sein Haifischschutzgesetz ausgezeichnet. Gegen massiven Druck internationaler Fischfangflotten hatte der pazifische Inselstaat vor drei Jahren den Haifischfang in seinen Gewässern vollständig verboten. "Palau war das erste Land, das die gesamten nationalen Meeresgebiete zum Haifisch-Schutzgebiet deklariert hat", erläutert Janne Rohe vom Future Policy Award Team. Der Fang der Meeresräuber ist verboten, versehentlich gefangene Haie müssen freigelassen werden. Verstöße gegen diese Bestimmungen werden mit hohen Geldbußen geahndet. Der Meeresschutz zahle sich für Palau in klingender Münze aus, rechnet Janne Rohe im Gespräch mit der DW vor: "Das kommerzielle Tauchen mit Haien bringt der lokalen Bevölkerung 1,2 Millionen US-Dollar an Gehältern sowie der Regierung 1,5 Millionen US-Dollar an Steuern ein."
Palau als internationales Beispiel
Das Fangverbot von Haien hat international bereits Nachahmer gefunden: Honduras, die Malediven und die Bahamas haben das Fischen von Haien in ihren nationalen Gewässern ebenfalls verboten.
Auch das Gesetz über die Schaffung eines Netzwerkes aus Meeresschutzgebieten (Protected Areas Network Act) hat Auswirkungen über Palau hinaus. "Es gibt in der Region die "Micronesia Challenge". Das ist eine Initiative von mehreren Staaten in Mikronesien, die als Hauptziel haben, 30 Prozent der küstennahen Meeresgebiete plus 20 Prozent der gesamten Landfläche ihrer Staaten bis 2020 zu schützen. Das ist sehr ehrgeizig, weil es sogar die Ziele der UN-Biodiversitätskonvention übertrifft", erläutert Janne Rohe.
Zu der Initiative gehören neben Palau auch Mikronesien, die Marshall-Inseln sowie die zu den USA gehörenden Inseln Guam und die Nördlichen Marianen. Zusammen genommen stellen diese Staaten immerhin fünf Prozent des Pazifischen Ozeans und sieben Prozent der Küsten dieser Region dar. "Diese Staaten in Mikronesien sind wirtschaftlich, sozial und kulturell sehr eng mit dem Meer verbunden und auch von ihm abhängig", sagt Janne Rohe, "gerade bei den Haien haben sie eingesehen, dass diese Tiere geschützt werden müssen, damit die marinen Ökosysteme intakt bleiben können".
Nicht nur für den Tourismus sind gesunde Meere und Küstenregionen wichtig. Korallenriffe und Mangroven stellen auch einen wichtigen Beitrag zum Küstenschutz dar. Darauf hat der diesjährige Weltrisikobericht hingewiesen. "Studien zeigen, dass weltweit rund 200 Millionen Menschen von Korallenriffen profitieren. Zum Beispiel können sie etwa 85 Prozent der Wellenenergie absorbieren, die auf Küsten trifft", heißt es in dem vom Bündnis Entwicklung Hilft, der Universität der Vereinten Nationen und der US-Umweltorganisation The Nature Conservancy gemeinsam herausgegebenen Bericht.
Zukunftsweisende Politik
Der World Future Council, eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Hamburg, ist ein Netzwerk aus Wissenschaftlern, Politikern und Umweltorganisationen aus allen fünf Kontinenten. Gegründet wurde die Initiative 2004 von Jakob von Uexküll, dem Stifter des Alternativen Nobelpreises, des "Right Livelihood Award". "Wir versuchen weltweit beste Gesetze und Politiken zu identifizieren und diese dann weiter zu verbreiten", so Pressesprecherin Anne Reis. Als ein Beispiel für vorbildliche Politik nennt sie "das deutsche Energieeinspeisegesetz, das mittlerweile in Dutzenden von anderen Ländern in abgewandelter Form übernommen worden ist und entscheidend zur Erstarkung von erneuerbaren Energien beigetragen hat".