Besuch vom Asteroiden
26. Januar 2015Die Erde hat am Montag (26.01.2014) Besuch von einem kosmischen Schwergewicht bekommen. Allerdings winkte uns der Brocken mit einem Durchmesser Durchmesser von 450 bis 900 Metern nur zu. Die Entfernung des Asteroids "2004 BL86" betrug 1,2 Millionen Kilometer - das ist dreimal so weit wie die Entfernung zwischen Erde und Mond. Ein Streifschuss ohne Schmerzen. Alan Harris vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sagte im Vorfeld des Ereignisses: "Es besteht keine Gefahr, aber es ist eine Erinnerung, dass auch irgendwann die Erde getroffen werden kann."
Schon seit 2004 wissen die Wissenschaftler, dass der Asteroid in Richtung Erde unterwegs ist. Mit hochauflösenden Teloskopen suchen sie regelmäßig den Himmel ab. So auch Alan Harris, der das Projekt "Neo-Shield" leitet. Ein internationales Team beschäftigt sich dort mit der Abwehr drohender Asteroiden. Eine wichtige Aufgabe, findet Harris: "Ein Einschlag eines solchen Asteroiden wäre eine Naturkatastrophe, die unsere Zivilisation so noch nicht gesehen hat." Ein solcher Brocken könnte demnach ein ganzes Land zerstören. Ab einer Größe von einem Kilometer Durchmesser rechnen die Forscher bereits mit Auswirkungen auf die ganzen Erde.
Fracht aus der Vergangenheit
Der Asteroid ist einer von unzähligen Gesteinsbrocken, die als Überbleibsel der Entstehung des Planetensystems durch das All rasen: Die meisten haben stabile Umlaufbahnen um die Sonne aber einige, die zwischen Jupiter und Mars kreisen, können ihre Umlaufbahn auch mal ändern. "Die starke Schwerkraft von Jupiter führt manchmal dazu, dass die Asteroiden abgelenkt werden und dann in die Umlaufbahn der Erde kommen", sagt Harris. So ist es auch bei "2004 BL86".
Dass bereits Einschläge von kleinen Asteroiden auf der Erde verheerende Folgen haben können, zeigt das Ereignis im russischen Tscheljabinsk vor knapp zwei Jahren. Die Druckwelle verletzte 1600 Menschen, zerstörte Fenster und fegte ganze Dächer von den Häusern. Der Asteroid hatte nur circa 20 Meter Durchmesser - nichts im Vergleich zu "2004 BL86". "In Tscheljabinsk war es ein steinartiges Objekt, ansonsten wären die Auswirkungen noch heftiger gewesen", erklärt Harris. Die Wissenschaftler unterscheiden zwischen Metall- und Steinasteroiden. Die aus Metall sind wesentlich gefährlicher, da sie beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht so leicht explodieren und deshalb mit mehr Kraft einschlagen. "Glücklicherweise sind diese metallischen Objekte sehr selten", so Harris.
Noch keine erprobte Lösung
Der aktuelle Asteroid könnte für Amateurastronomen einen interessanten Anblick bieten. "2004 BL86" wird mit 15 Kilometer pro Sekunde sehr schnell vorbeirasen. "Bei guter Sicht und einem starken Fernglas wird man einen Punkt am Himmel sehen können", so Harris. Er und seine Kollegen bei Neo-Shield arbeiten vor allem daran, was zu tun ist, wenn ein Asteroid tatsächlich auf die Erde zurast. Doch bisher gibt es nur Gedankenspiele: "Wir würden dem Asteroiden eine Raumsonde entgegen schicken. Die würde dann beim Aufprall mit dem Himmelskörper dafür sorgen, dass der seine Richtung leicht verändert und so nicht auf die Erde trifft." Dafür brauchen die Wissenschaftler aber viel Vorlauf. "Fünf Jahre ist gut - zehn Jahre ist besser". Ausprobiert haben die Forscher das noch nicht. Harris und sein Team würden gerne Feldversuche mit einem kleinen Astroiden durchführen. Für ein solches Projekt fehlt aber das Geld. "Aktuell können wir einfach nicht mit Sicherheit sagen, was bei dieser Abwehrmethode genau geschehen würde."
Im Jahr 2029 könnte es bereits etwas enger werden. Dann hat sich der Asteroid Apophis angekündigt - ein Brocken mit 300 Metern Durchmesser, der wesentlich enger an der Erde vorbeifliegen wird. "Die entscheidende Frage ist immer: Einschlag oder nicht", gibt Harris Entwarnung. "Doch Apophis wird etwas unangenehm, weil er wirklich sehr nah und häufiger an der Erde vorbeifliegen wird." Harris geht von einer Entfernung von 30.000 Kilometern von der Erdatmosphäre aus. Das ist unterhalb der Höhe, in der Fernsehsatteliten kreisen. "Das muss man genau beobachten." Um die Erde macht sich der Forscher aber keine Sorgen. "Wir wissen, dass sich in den nächsten 100 Jahren nichts wirklich Gefährliches auf uns zubewegt."