Zum Tod von Roger Cicero
29. März 2016Am Abend des 24. März ist der Jazz- und Swing-Sänger Roger Cicero im Kreis seiner Familie an den Folgen eines Hirninfarkts gestorben. Bereits am 19. März, einen Tag nach einem Live-Auftritt im Bayerischen Fernsehen, waren beim ihm "akute neurologische Symptome" infolge eines Hirninfarktes aufgetreten, hatte es seitens seiner Agentur geheißen.
Dennoch kam der Tod des Sängers überraschend. In den sozialen Netzwerken nehmen Fans und Kollegen Anteil: "Fassungslos und todtraurig! Ich vermisse Dich" schrieb etwa der deutsche Sänger Xavier Naidoo auf Facebook. Die Sängerin Annett Louisan meldete: "Was für eine todtraurige Nachricht. Gute Reise, lieber Roger". Der deutscher Sänger Jimi Blue twitterte:
Von dem deutschen Radio- und TV-Moderator Marco Schreyl hieß es:
Der Jazz wurde ihm in die Wiege gelegt
Roger Marcel Cicero Ciceu wurde 1970 in Berlin als Sohn des Jazz-Pianisten Eugen Cicero und einer Tänzerin geboren. Mit vier Jahren erhielt er Klavierunterricht, später lernte er Gitarre und Gesang und stand im Alter von 12 Jahren erstmals auf der Bühne. Mit 16 folgte dann ein erster Fernsehauftritt mit dem Rias-Tanzorchester. Ab 1991 studierte Cicero Jazzgesang im niederländischen Hilversum und finanzierte sich sein Leben zunächst mit Clubauftritten.
2003 gründete er das Roger-Cicero-Quartett, trat jedoch außerdem oft mit einer Bigband auf und spezialisierte sich auf den Swing der 1940er und 1950er Jahre. Zum Durchbruch verhalf ihm die Begegnung mit Texter Frank Ramond und Komponist Mathias Hass: 2004 unterbreiteten sie ihm ein Konzept für ein Soloalbum, von dem Cicero begeistert war. "Ich habe erst die ganzen Legenden kennengelernt und mich dann entschlossen, Musiker zu werden", sagte er 2015 im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Um in der Musik Erfolg zu haben, braucht man auch heute noch sehr viel Persönlichkeit."
Der charmante Macho
Und die hatte er mit Sicherheit. Sein erstes Soloalbum "Männersachen" (2006) wurde aufgrund der hohen Verkaufszahlen mit Platin ausgezeichnet. Roger Cicero hatte eine musikalische Nische entdeckt: Swing-Lieder mit oft frechen, hintersinnigen, mit Wortspielereien gespickten deutschen Texten wurden zu seinem Markenzeichen - und auch der obligatorische Hut. Der war so prägend für sein Image, dass die Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäfte in Düsseldorf Cicero ihn zum "Hutträger des Jahres 2015" kürte.
Insgesamt veröffentlichte der charmante Musiker mit der vielseitigen Stimme sechs Soloalben, war auf diversen Samplern vertreten und arbeitete mit bekannten Musikern, wie etwa Julia Hülsmann zusammen.
Sänger, Schauspieler und Synchronsprecher
2007 vertrat Roger Cicero sein Land beim Eurovision Song Contest (ESC) in Helsinki; sein Lied "Frauen regier'n die Welt" belegte allerdings nur den 19. Platz.. Dafür gewann er im selben Jahr einen Echo in der Kategorie "Künstler Rock/Pop National".
Cicero war ein wandlungsfähiger und vielseitig begabter Künstler: 2008 überzeugte er als Schauspieler in "Hilde", einem Film über die Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef. 2009 übernahme er als Synchronsprecher die Rolle des Prinzen Naveen in Disney's "Küss den Frosch".
2015 veröffentlichte Cicero mit "The Roger Cicero Jazz Experience" und "Cicero Sings Sinatra" gleich zwei Alben, die 2016 jeweils für einen Echo nominiert sind. Im November 2015 musste Cicero allerdings mehrere Konzerte absagen. "Akute Erschöpfung" hatte seine Agentur als Begründung angegeben: "Zu viele Termine, zu viele Konzerte, zu viele Verpflichtungen" hieß es. Weil er nicht ins Krankenhaus gehen wollte, ruhte Cicero sich fünf Wochen lang in einem Hotelzimmer aus.
Nichtsdestotrotz wollte Cicero diesen April wieder auf Tour gehen. Die Konzerte waren bereits ausverkauft. Unter anderem war ein Auftritt des Sängers mit einem Quartett beim Jazzfest Bonn geplant.
Wir gedenken Roger Cicero mit einer Playlist: