Zwei Drittel der Deutschen für härteren Lockdown
1. April 2021Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würden CDU und CSU zu den großen Verlierern gehören. Laut dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend, den das Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen erhoben hat, ist die Zustimmung zur Union seit März um sechs Prozentpunkte gesunken. Damit stehen die Schwesterparteien nun wieder dort, wo sie zu Beginn der Corona-Pandemie standen, bei 27 Prozent.
Die Union verliert weiter an Vertrauen und das hat gleich mehrere Gründe: Der Skandal um führende Unionspolitiker, die sich bei der Vermittlung von Masken bereichert haben und die Streitereien über den richtigen Kurs bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, die in dieser Woche in einer nie dagewesenen Entschuldigung der Bundeskanzlerin gipfelten. Einfluss hat außerdem der nicht geklärte Kampf um die Kanzlerkandidatur.
Markus Söder gewinnt, Armin Laschet verliert
Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Chef Armin Laschet stehen für gegenteilige Pole in der Pandemiebekämpfung. Während Söder hart durchgreifen will, laviert Laschet hin und her und will nun über Ostern nachdenken, wie es mit der Pandemiebekämpfung weitergehen soll. Bei den Bürgern kann er laut ARD-Deutschlandtrend damit nicht punkten.
Während Laschet im Vergleich zum März drei Prozentpunkte verlor, legte Söder um den gleichen Wert zu. Der Bayer plädiert für einen harten Lockdown mit nächtlichen Ausgangssperren in Corona-Hotspots. Eine Forderung, die bei den Bürgern wachsenden Zuspruch findet. Die Zahl derer, die sich strengere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wünschen, ist im Vergleich zum März auf 48 Prozent (+16) und damit stark gestiegen. Nur noch 24 Prozent (-14) bewerten die Regelungen weiterhin als angemessen.
Zwei Drittel für Lockdown
Die Mehrheit der im ARD-Deutschlandtrend befragten wahlberechtigten Deutschen unterstützt einen Appell der Intensivmediziner, die einen harten Lockdown fordern, um eine Überforderung der Krankenhäuser zu verhindern. Die Ärzte plädieren dafür, das gesellschaftliche Leben für zwei bis drei Wochen deutlich stärker herunterzufahren und erst danach zu prüfen, ob mit begleitenden Schutzmaßnahmen und Corona-Tests Lockerungen möglich sind.
Epidemiologen und Virologen gehen davon aus, dass die dritte Infektionswelle Deutschland mit einer bislang nicht gekannten Wucht treffen wird. Vor diesem Hintergrund plädiert auch Bundeskanzlerin Angela Merkel für harte Einschränkungen. Bei den Bundesländern konnte sie sich mit dieser Forderung bislang aber nicht durchsetzen.
Kritik am Krisenmanagement
Selten waren Bund und Länder so uneins über den richtigen Kurs in der Pandemiebekämpfung. Der Streit, der zuletzt in einer nächtlichen Marathonsitzung ausgetragen wurde, kommt bei den Bürgern gar nicht gut an. Waren zu Beginn der Pandemie noch knapp 80 Prozent der Bürger mit dem Corona-Krisenmanagement von Bund und Ländern zufrieden, sind es jetzt nur noch 19 Prozent. Vier von fünf Befragten sehen das Handeln von Bund und Ländern hingegen kritisch.
Anders als noch vor zwei Monaten, als sich die Anhänger der Union und der Grünen noch mehrheitlich zufrieden mit dem Krisenmanagement zeigten, überwiegt die Unzufriedenheit jetzt in allen politischen Lagern.
Tests, Impfungen, Finanzhilfen - wenig funktioniert reibungslos
Große Zweifel bestehen auch an der Organisation des Krisenmanagements. Der Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Bekämpfung der Pandemie läuft in den Augen der Bürger alles andere als optimal.
Den Bürgern fehlt es zudem an Zuverlässigkeit und Klarheit im Krisenmanagement. 78 Prozent bemängeln, dass die Bundesregierung in der Pandemie immer wieder mehr versprochen hat, als sie halten konnte. 68 Prozent sind der Ansicht, dass für die Schwächsten in der Pandemie zu wenig getan wurde.
63 Prozent haben nach eigenem Bekunden den Überblick verloren, was gerade erlaubt und was verboten ist. Nach Ansicht von 62 Prozent bringt die Pandemie somit nicht zum Ausdruck, dass man in Deutschland Krisen alles in allem gut bewältigen kann.