Deutscher Umweltpreis an zwei Klimaforscher
22. September 2015Der Deutsche Umweltpreis geht erstmals an zwei Nachhaltigkeits- und Klimaforscher. Johan Rockström aus Stockholm und Mojib Latif aus Kiel erhalten die höchstdotierte Umweltauszeichnung Europas. Die Wissenschaftler teilen sich ein Preisgeld von 490.000 Euro. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt will damit nach eigenen Angaben einen Appell an die internationale Staatengemeinschaft richten. Diese solle bei den anstehenden Klimakonferenzen die Weichen zur Zukunftssicherung der Menschheit stellen. Bundespräsident Joachim Gauck wird den Preis am 8. November in Essen überreichen.
"Das Tempo für eine wirklich nachhaltige Entwicklung ist viel zu langsam", kritisierte der Generalsekretär der Stiftung, Heinrich Bottermann. "Die Fakten liegen auf dem Tisch. Unser Planet gerät ernsthaft in Gefahr, wenn nicht entschlossen gehandelt wird." Beim UN-Gipfel Ende September in New York sollen neue globale Nachhaltigkeitsziele festgelegt werden. Von der UN-Klimakonferenz Ende November in Paris werden dann verbindliche Klimaziele erwartet. "Wir stehen also an einer Wegscheide", betonte Bottermann.
Mit Optimismus und Leidenschaft
Mojib Latif ist Leiter des Forschungsbereiches Ozeanzirkulation und Klimadynamik im GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Der 60-Jährige weise als einer der herausragenden Klimaforscher Deutschlands darauf hin, dass die Erde ohne intakte Ozeane für Menschen unbewohnbar zu werden droht, sagte Bottermann. In Büchern und wissenschaftlichen Beiträgen richte er sich an Experten und ein breites Publikum, auch an Kinder und Jugendliche. "Voller Optimismus, Leidenschaft und Faszination widmet sich Latif seinem Thema und fordert immer wieder sehr konkret zum Handeln auf", heißt es in der Begründung.
Johan Rockström ist seit 2007 Direktor des Stockholm Resilience Centre. Unter Resilienz versteht man das Vermögen, in Krisensituationen zu bestehen und sich weiterzuentwickeln. Wissenschaftlich akribisch habe der 49 Jahre alte Rockström weltweit verfügbare Daten zum Zustand der Erde zusammengeführt und analysiert, sagte Bottermann. Mit seinem Konzept der "planetaren Grenzen" habe er auf der Basis konkreter Messgrößen Belastungsgrenzen für die Erde definiert.
Ehrenpreis für Succow
Mit dem Ehrenpreis zeichnet die Stiftung in diesem Jahr den 74-jährigen Professor Michael Succow aus Greifswald aus. Der Ehrenpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Dem letzten stellvertretenden Umweltminister der DDR sei es kurz nach der deutschen Einigung gelungen, auf einen Schlag 12,1 Prozent der Landesfläche der ehemaligen DDR als Nationalpark, Biosphärenreservat und Naturpark auszuweisen. Für dieses Engagement hatte Succow bereits 1997 den Alternativen Nobelpreis erhalten.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) vergibt ihren Umweltpreis seit 1993 jährlich. Gewürdigt werden Leistungen, die für Schutz und Erhalt der Umwelt vorbildlich sind oder in Zukunft zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen werden. Die DBU ist eine der größten Stiftungen in Europa. Seit der Aufnahme der Arbeit 1991 sind knapp 9000 Umweltschutzprojekte mit mehr als 1,58 Milliarden Euro unterstützt worden.
kle/nin (epd, dpa, kna)