Zwei Schweigeminuten in Neuseeland
22. März 2019Von 13.32 Uhr bis 13.34 Uhr Ortszeit war es still in Neuseeland. Mit zwei Schweigeminuten haben die Menschen der Opfer des Anschlags in Christchurch gedacht. Fast genau zu dieser Zeit hatte vor einer Woche ein Attentäter während der Freitagsgebete die erste der beiden Moscheen überfallen. In den Innenstädten blieben Menschen einige Minuten lang schweigend stehen. Viele Neuseeländerinnen trugen als Zeichen der Solidarität mit den muslimischen Gemeinden ein Kopftuch. Rund um verschiedene Moscheen gab es Menschenketten.
Die Trauerzeremonie vor der Al-Nur-Moschee, die mit dem Ruf eines muslimischen Geistlichen zum Gebet begonnen hatte, wurde live in Radio und Fernsehen übertragen. Von den knapp fünf Millionen Einwohnern des Pazifikstaats sind etwa 50.000 muslimischen Glaubens. Zu den Trauergästen in Christchurch gehörte Premierministerin Jacinda Ardern, die sich ebenfalls wieder ein schwarzes Tuch um den Kopf geschlungen hatte. Sie sagte an die Adresse der Muslime: "Neuseeland trauert mit Euch. Wir sind eins."
"Das muss beendet werden"
Der islamische Geistliche Gamal Fouda bedankte sich bei der Regierungschefin mit den Worten: "Danke für Ihre Worte und für Ihre Tränen. Danke, dass sie uns mit einem einfachen Tuch die Ehre erweisen." Er mahnte aber auch, das Massaker sei "nicht über Nacht gekommen". "Das war das Ergebnis von antimuslimischer Rhetorik von einigen politischen Führern, von Medienagenturen und von anderen", sagte der Geistliche. Die rassistische Theorie einer "weißen Überlegenheit" sei eine große Gefahr für die gesamte Menschheit. "Das muss beendet werden."
Zum Schutz der Trauernden war die Polizei in Christchurch mit Hunderten von teils schwer bewaffneten Beamten im Einsatz. Am Donnerstag hatte die Regierung des Pazifikstaats bekanntgegeben, dass halbautomatische Waffen - wie sie der Täter benutzt hatte - ab sofort verboten sind. Kommende Woche soll es auch eine nationale Trauerfeier geben.
Als mutmaßlicher Täter sitzt ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien in Untersuchungshaft. Ihm droht lebenslange Haft.
rb/nob (afp, ap, dpa)