Zweikampf in Ägypten
21. April 2014Nach Angaben der Wahlleitung in Kairo hat außer dem ehemaligen Militärchef Abdul Fattah al-Sisi nur der linksgerichtete Politiker Hamdeen Sabahi seine Kandidatur bei der Präsidentenwahl angekündigt. Die Anmeldefrist ist am Sonntag zu Ende gegangen. Sabahi war zu Zeiten des vor drei Jahren gestürzten Langzeit-Präsidenten Hosni Mubarak Parlamentsabgeordneter. Er war auch bei der Präsidentenwahl 2012 angetreten, die der Islamist Mohammed Mursi gewonnen hatte. Sabahi landete auf dem dritten Platz.
Al-Sisi geht als klarer Favorit ins Rennen. Der 59-Jährige gilt als der eigentliche starke Mann in Ägypten. Viele Bürger sehen in ihm den Garanten für Sicherheit und Stabilität. Auch die Wirtschaft hofft nach den politischen Wirren nach dem Sturz Mubaraks auf neue Impulse und ausländische Investitionen. Eine Präsidentschaft al-Sisi würde aber auch eine Rückkehr zu alten Zeiten in Ägypten bedeuten, in der das Militär starken Einfluss hatte.
Mursi gestürzt
Unter Führung al-Sisis hatte das Militär im Juli 2013, Mursi, den ersten frei gewählten Präsidenten des Landes, gestürzt. Vorausgegangen waren Massenproteste gegen die Politik des Islamisten, der vor seinem Amtsantritt der Muslimbruderschaft angehörte. Nach dem Sturz Mursis wurde die Bruderschaft zur terroristischen Vereinigung erklärt und verboten. Die neue Führung macht sie für Angriffe auf Sicherheitskräfte verantwortlich, bei denen Hunderte Soldaten und Polizisten, aber auch Hunderte Anhänger der Bruderschaft getötet wurden.
Tausende mutmaßliche Islamisten wurden verhaftet, hunderte Muslimbrüder in fragwürdigen Prozessen zum Tode verurteilt. Fast die gesamte Führung der Bruderschaft sitzt im Gefängnis. Auch Mursi selbst muss sich vor Gericht verantworten.
Die Wahl findet am 26. und 27. Mai statt, der Wahlkampf soll am 3. Mai offiziell beginnen. Da laut ägyptischer Verfassung nur ein Zivilist das Präsidentenamt übernehmen kann, war al-Sisi im März als Oberbefehlshaber zurückgetreten und aus der Armee ausgeschieden.
wl/sti (rtr, afp,dpa)