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Zweites "Geisterschiff" erreicht Italien

2. Januar 2015

Nach mehreren Stunden auf hoher See sind 450 Flüchtlinge vor Italien in Sicherheit gebracht worden. Sie waren von Schleusern ihrem Schicksal überlassen worden. Was tun gegen diese Methode, fragt sich nun die EU.

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Ezadeen III (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der führerlose Frachter "Ezadeen" mit den Migranten an Bord erreichte am späten
Freitagabend begleitet von der Küstenwache den Hafen der kalabrischen Stadt Corigliano Calabro, wie die Küstenwache mitteilte. Da die Einfahrt einige Zeit dauerte, konnten die Flüchtlinge allerdings nicht unmittelbar von Bord gehen. Sie waren am Donnerstag bei ihrer Flucht über das Mittelmeer von der Besatzung des Frachters im Stich gelassen worden. Die Küstenwache entdeckte den zweiten führerlosen Frachter innerhalb weniger Tage und leitete die Rettung ein. Einem Einsatzkommando der italienischen Küstenwache gelang es, von einem Helikopters an Bord zu kommen und das Schiff zu sichern.

Mehr als 1000 Flüchtlinge in einer Woche

Erst am Dienstag hatte die italienische Küstenwache in einer ähnlichen Situation ein Flüchtlingsdrama verhindert. Dort hatte der Frachter "Blue Sky M" per Autopilot auf die felsige Ostküste der Region Apulien Kurs genommen. An Bord waren fast 770 Flüchtlinge. Von der Besatzung fehlte jede Spur.

Offenbar handelt sich um eine neue Methode internationaler Banden: Menschenschmuggler, die sich die gefährliche Überfahrt nach Europa teuer bezahlen lassen, gehen immer häufiger noch auf See von Bord und überlassen die Flüchtlinge ihrem Schicksal.

Großer Gewinn für Menschenschmuggler

Bisher verwendeten Schleuser vor allem kleine Schiffe. Dabei nutzten sie immer wieder auch die Präsenz des inzwischen eingestellten italienischen Marineeinsatzes "Mare Nostrum" und setzten gezielt Hilferufe ab, beschädigten die Boote oder zwangen die Flüchtlinge zum Sprung ins Wasser, um die Marine zum Eingreifen zu zwingen.

Der Vorteil von Frachtern ist wohl ihre Größe und ihre Seetauglichkeit: Sie können auch große Entfernungen wie von Syrien nach Italien bewältigen, bei Winterwetter in See stechen und Hunderte Flüchtlinge auf einmal transportieren. "Aus jedem Flüchtling werden mehrere tausend Euro oder Dollar für den Transport auf See gepresst", sagte die Sprecherin der EU-Grenzschutzagentur Frontex, Ewa Moncure, in Warschau. Für die Schmuggler lohne sich daher die Rechnung, wenn ein ohnehin bereits ausgemustertes Schiff ohne Crew und Treibstoff auf dem Meer zurückgelassen werde.

Flüchtlingshilfswerk drängt EU zum Handeln

In der EU entwickelt sich jetzt eine Diskussion, wie man mit diesem neuen Phänomen umgehen soll und vor allem, was man dagegen unternehmen soll. Die Europa-Abgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) drängte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos, "schnellstmöglich eine Sicherheitsstrategie zur Bekämpfung des internationalen Menschenhandels" zu präsentieren.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR forderte alle Regierungen der EU auf, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, um Menschen im Meer zu retten und legale Alternativen zu gefährlichen Reisen über das Mittelmeer zu bieten.

In den vergangenen 14 Monaten sind mehr als 170.000 illegale Einwanderer an den italienischen Küsten gelandet, die meisten kamen aus Syrien und Eritrea. Mindestens 3400 Flüchtlinge ertranken nach UN-Angaben 2014 im Mittelmeer.

cw/ml (dpa, afp, kna)