Zweites ziviles Flugzeug verlässt Kabul
10. September 2021Ein zweiter Passagierflug der Gesellschaft Qatar Airways hat Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Unter den 158 Fluggästen sollen deutsche Staatsbürger gewesen sein. Nach Angaben des Außenministeriums in Paris waren zudem 49 Franzosen und deren Angehörige in der Maschine, die Katars Hauptstadt Doha ansteuerte.
An Bord waren auch 19 US-Bürger, wie eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus bestätigte. Die USA seien Katar sehr dankbar dafür, dass das Emirat den Flugbetrieb in Kabul ermögliche und für die Sicherheit sorge, hieß es weiter. Unabhängig davon hätten auch zwei Amerikaner und elf Menschen mit US-Aufenthaltsgenehmigung Afghanistan auf dem Landweg verlassen.
USA-Flüge wegen Masern unterbrochen
Die Weiterreise afghanischer Schutzbedürftiger in die USA stoppte die Regierung in Washington allerdings - wegen mehrerer Masernfälle. Unter den in den USA gelandeten Afghanen habe es vier an Masern Erkrankte gegeben, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Die betroffenen Personen seien in Quarantäne. Man prüfe nun, ob man an den US-Stützpunkten, an denen Afghanen untergebracht seien, Impfungen verabreichen könne.
Die USA nutzen unter anderem die US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz als eins von mehreren Drehkreuzen. Von dort aus wird der Weiterflug zahlreicher afghanischer Ortskräfte organisiert, die die US-Armee nach der Machtübernahme der radikal-islamistischen Taliban aus Kabul ausgeflogen hatte.
Am Donnerstag war in Kabul die erste Passagiermaschine seit dem Ende der militärischen Evakuierungsmission für Ausländer und schutzbedürftige Afghanen Ende August gestartet. Mehr als 100 ausländische Staatsbürger waren nach Doha ausgeflogen worden, darunter nach Angaben des Auswärtigen Amtes auch 15 Deutsche. Der Flug war ebenfalls mit Hilfe der Regierung Katars organisiert worden.
UN werfen Taliban zunehmende Gewalt vor
Während die USA die Taliban für ihre "professionelle und kooperative" Unterstützung beim Ausfliegen weiterer amerikanischer Bürger lobten, verurteilten die Vereinten Nationen (UN) die zunehmenden gewalttätigen Reaktionen der neuen Machthaber auf friedliche Proteste. Die Islamisten gingen mit Stöcken, Peitschen und scharfer Munition gegen Kritiker vor, erklärte das UN-Menschenrechtsbüro in Genf. Mindestens vier Demonstranten seien bislang getötet worden. Gefangene der Taliban würden geschlagen, einigen werde mit Enthauptung gedroht. Pressevertreter würden eingeschüchtert.
Der Bruder des früheren afghanischen Vize-Präsidenten Amrullah Saleh wurde nach Angaben eines Angehörigen ermordet. "Sie (die Taliban) haben ihn gestern ermordet und verbieten uns, ihn zu begraben", schrieb der Neffe Ebadullah Saleh der Nachrichtenagentur Reuters.
se/ml (afp, ap, dpa, rtr)