Ballermann und Ökotourismus
26. März 2007Für die einen ist sie der Inbegriff von paradiesischem Strandurlaub, für die anderen nichts anderes als eine langweilige gelb-braune Wüste, wo weder Baum noch Strauch gedeihen: Sal, zweitkleinste und doch eine der wichtigsten kapverdischen Inseln. Hier bleiben die meisten Touristen, die das sonnenüberflutete Kap Verde besuchen
Der Traum vom Pauschalurlaub
Gleich neben dem kleinen Fischerdörfchen Santa Maria an der Südspitze der Wüsteninsel Sal wird ein Hotel nach dem anderen aus dem Sand gestampft. Die großen Anlagen hinter den Zäunen und Mauern bieten alles was das Herz des Pauschaltouristen begehrt: blühende Pflanzen, Swimmingpools und schicke Gebäude mit Klimaanlagen sowie allerlei Sportmöglichkeiten, Animation und organisierte Ausflüge – natürlich alles inklusive.
Dieses Paradies für Pauschalurlauber wird immer größer, denn die touristische Erschließung geht schnell voran. Die Regierung setzt seit einigen Jahren auf den Fremdenverkehr als rettenden Devisenbringer. Kap Verde ist so arm, dass mehr Kapverdier im Ausland leben und arbeiten als auf den Inseln selbst. "Am Anfang, da haben wir geglaubt, mit dem Tourismus wird es auch viele Arbeitsplätze geben“, erzählt Joana Fereira aus Santa Maria, "aber letztendlich machen nur die Investoren große Gewinne. Das Personal verdient im Vergleich dazu doch wenig. Sehr wenig!“
Alternativ-Urlaub in Reinkultur
Doch es muss nicht immer Pauschaltourismus sein. Auf der Nachbarinsel Santo Antão setzen die Menschen auf Ökotourismus. Hier gibt es kaum Strände, fast überall fallen die Berge steil ins Meer ab. Dafür können Touristen in ruhiger und vor allem grüner Natur wandern und bei Familien in einfachen Steinhäusern übernachten, die wie Schwalbennester in die steilen Berghänge gebaut sind. Fließendes Wasser und Elektrizität gibt es nicht überall - Alternativ-Urlaub in Reinkultur zum Wohle der Natur.
Egal ob Pauschalurlaub oder Ökotourismus, der Ansturm von erholungsbedürftigen Europäern ist für das wirtschaftlich arme Kap Verde eine große Herausforderung. Einerseits will das Land den Tourismus fördern. Andererseits befürchtet es Umweltzerstörung, Kriminalität, Überforderung der vorhandenen Infrastruktur und nicht zuletzt eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. "Ich bin der Meinung, wir haben dann einen qualitativ hochwertigen Tourismus, wenn es den Einheimischen gut geht“, sagt der kapverdische Hotelier José Pedro d’Oliveira. "Ich persönlich möchte keinen Tourismus, wo einige wenige vom Reichtum profitieren und die Mehrheit im Elend lebt."
Tourismus gerne, aber welchen?
Viele Inselbehörden wissen, dass ohne größere Hotels auf Dauer kein Geld zu machen ist. Gleichzeitig wollen sie das ökologische Gleichgewicht nicht zerstören, das viele Alternativ-Reisende anzieht. Eine große Herausforderung ist es deshalb für die Menschen von Kap Verde, sich zwischen dem komfortlosem Naturerlebnis von Santo Antão und dem Massentourismus von Sal zu positionieren.
Autoren: Moises Evora und Petra Reategui
Redaktion: Peter Koppen