Zypern braucht noch mehr Geld
11. April 2013Viel mehr Geld als ursprünglich angenommen, Zypern erscheint wie ein Fass ohne Boden: Es stimme zwar, dass man im November den Finanzbedarf mit ungefähr 17,5 Milliarden Euro beziffert habe, sagte Regierungssprecher Christos Stylianides in Nikosia. "Die Zahl liegt fortan bei 23 Milliarden Euro", bestätigte er jetzt die aus einem Bericht der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) durchgesickerten Fehlbeträge.
Stylianidis machte die Vorgängerregierung für diese Entwicklung verantwortlich. "Wie sind wir dahin gekommen? Es war die Angst vor Verantwortung und Entscheidungen der vorherigen Regierung", sagte er.
Mit 13 Milliarden Euro soll - im weitesten Sinne - Zypern selbst den größeren Teil des Bedarfs aufbringen. Aus dem Euro-Rettungsschirm ESM sollen rund zehn Milliarden Euro an Kredithilfen kommen. Eine weitere Milliarde Euro will der Internationale Währungsfonds (IWF) in Form eines dreijährigen Kredits beisteuern.
Euro-Finanzminister vor Entscheidung
Die Euro-Finanzminister wollen sich bei ihrem Treffen in Dublin bis Samstag grundsätzlich über das verabredete Hilfspaket für Zypern verständigen. Bereits Mitte der kommenden Woche soll dann auch der Deutsche Bundestag seine Zustimmung geben.
Ende April dürften dann die Euro-Finanzminister in einer abschließenden Entscheidungsrunde den Weg frei machen. Erste Kredithilfen an Zypern könnten dann bereits im Mai fließen.
Nicht überrascht
In Berlin ließ ein Regierungssprecher durchblicken, dass man das Rettungspaket wegen des deutlich höheren Geldbedarfs für die vor dem Bankrott stehenden Mittelmeerinsel nicht wieder aufschnüren müsse. Die fehlenden Milliarden seien "zum großen Teil schon eingepreist", sagte er der Nachrichtenagentur afp. Die Lücke werde weitgehend durch mehr Privatisierungen und noch stärkere Steuererhöhungen in Zypern geschlossen. Allerdings könnten am Ende auch die Kunden der Bank of Cyprus noch mehr zur Kasse gebeten werden.
Die zyprische Wirtschaft wird nach den Schätzungen, die Basis für das Hilfsprogramm sind, 2013 um 8,7 Prozent und 2014 um 3,9 Prozent schrumpfen. 2015 ist dann wieder von einer Rückkehr zum Wachstum mit einem Plus von 1,1 Prozent die Rede und für 2016 von einem Zuwachs von 1,9 Prozent.
ul/SC (afp, rtr, dpa)