Zypries Richtung Seidenstraße unterwegs
13. Mai 2017Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries ist zu einem Gipfeltreffen nach Peking gereist, auf dem die chinesische Führung ihre Initiative zu einer "Neuen Seidenstraße" vorstellen will. Es werden Vertreter aus über hundert Ländern erwartet, darunter 28 Staats-und Regierungschefs. Zu den prominenten Gästen gehören unter anderem Russlands Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan.
Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Chinas Vision ist ehrgeizig. So soll zwischen Asien, Afrika und Europa - dort, wo in der Antike die berühmte Seidenstraße verlief - ein modernes Verbindungsnetz mit neuen Wirtschaftskorridoren entstehen. Wo einst Seide, Gewürze, Tee, Porzellan, Gold und Silber gehandelt wurden, sollen künftig Hochgeschwindigkeitszüge und Frachtwaggons rollen, Öl und Gas durch neue Pipelines fließen und zahlreiche Straßen und Häfen entstehen.
Das Projekt hatte Peking bereits 2013 angestoßen. Zuletzt erklärte Chinas oberster Außenpolitiker Yang Jiechi, sein Land gebe zwar den Ton an, aber die Initiative sei kein Solo-Stück, "sondern eine Sinfonie, an der mehrere Länder mitwirken". Dafür lockt die chinesische Führung mit Investitionen in Höhe hunderter Milliarden Dollar. Vor allem ärmere Länder, die sich beteiligen könnten, hoffen auf einen Geldsegen.
"Globalisierung chinesischer Prägung"
Unterdessen schaut der Westen eher kritisch auf das ehrgeizige Vorhaben aus China. Manche Experten sprechen hämisch von einer "Seidenstraße nach Nirgendwo", einer "Einbahnstraße" oder ernsthafter von einer "Globalisierung chinesischer Prägung". So finden sich zum Gipfel in Peking auch hauptsächlich autokratische, zumindest aber umstrittene Staatschefs ein. Demokratische Spitzenpolitiker lassen sich nur wenige blicken. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel war zwar eingeladen, lässt sich aber von ihrer Wirtschaftsministerin Zypries vertreten.
Die SPD-Politikerin hat sich scheinbar vorgenommen, ein westliches Wirtschaftsverständnis zu repräsentieren. Vorab erklärte Zypries, sie wolle sich "vor Ort für Marktöffnung, die Gleichbehandlung ausländischer Unternehmen sowie den Abbau bestehender Handels- und Investitionshemmnisse einsetzen".
nin/ml (dpa, rtr)