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Politik

Zäsur im Syrien-Konflikt

8. April 2017

Der Giftgasangriff und die Reaktion der USA darauf haben die Fronten innerhalb der internationalen Gemeinschaft wieder deutlich gemacht. Der Westen bemüht sich offenbar um eine abgestimmte Haltung gegenüber Russland.

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Syrien Idlib Giftgasangriff
Bild: Reuters/A. Abdullah

Aus Protest gegen Russlands Syrien-Politik hat der britische Außenminister Boris Johnson seinen Besuch in Moskau kurzfristig abgesagt. Ursprünglich wollte er am Montag nach Moskau reisen. Doch durch die jüngsten Entwicklungen in Syrien hat sich für ihn die "Lage grundlegend geändert". Er konzentriere sich jetzt auf Beratungen mit den USA und anderen Ländern zur Vorbereitung des G7-Außenministertreffens am Montag und Dienstag in Italien, heißt es in seiner in London verbreiteten Erklärung.

US-Außenminister reist nach Moskau

Darin kritisiert er zugleich die unveränderte Unterstützung Russlands für Präsident Baschar al-Assad nach dem Giftgas-Angriff auf den Ort Chan Scheichun. Die russische Regierung müsse "alles in ihrer Macht Stehende tun, um eine politische Lösung in Syrien zu erreichen", forderte Johnson. Moskau müsse mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten, um weitere Giftgasangriffe zu verhindern. US-Außenminister Rex Tillerson will im Anschluss an das G7-Treffen nach Moskau reisen, um "den Russen diese klare und abgestimmte Botschaft zu übermitteln", wie Johnson hinzufügte.

Boris Johnson Chatham House
Hält eine Abstimmung mit seinen G-7-Kollegen für wichtiger als Gespräche in Moskau: Großbritanniens Außenminister Boris Johnson Bild: picture-alliance/empics/G. Fuller

Die britische Regierung hatte sich am Freitag hinter US-Präsident Donald Trump gestellt, der als Vergeltung für den Giftgasangriff in Syrien einen Luftwaffenstützpunkt der syrischen Regierungstruppen bombardieren ließ. London nannte den Einsatz eine "angemessene Reaktion auf den barbarischen Chemiewaffenangriff der syrischen Regierung".

Russland äußert Unverständnis

Als enger Verbündeter Assads reagierte Moskau mit Unverständnis. "Wir haben den Eindruck, dass die westlichen Länder in einer speziellen Wirklichkeit leben: Zuerst versuchen sie, einseitig gemeinsame Pläne zu schmieden, und dann verändern sie diese auch einseitig - und erfinden dabei absurde Gründe", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, der Agentur Tass. Dabei kritisierte sie eine fehlende außenpolitische Strategie der US-Regierung: "Wenn etwas vorhersehbar ist in den Vereinigten Staaten, dann ist es die Unberechenbarkeit ihrer Außenpolitik". 

Der Kreml hatte die US-Attacke zuvor als "Angriff gegen einen souveränen Staat" und Verstoß gegen das internationale Recht verurteilt. Russland bezweifelt, dass die syrische Regierung hinter dem Chemiewaffenangriff vom Dienstag steckt, bei dem nach Angaben der Vereinten Nationen 84 Menschen getötet wurden.

Chan Scheichun wieder bombardiert

Laut Aktivisten war die Stadt Chan Scheichun auch an diesem Samstag wieder Ziel von Luftangriffen. Eine Frau sei bei der Attacke zunächst nicht identifizierter Kampfflugzeuge im Osten des Ortes getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, deren Angaben kaum zu überprüfen sind. Die Stadt liegt in der weitgehend von Rebellen und Dschihadisten kontrollierten Provinz Idlib, wo syrische und russische Kampfjets regelmäßig gegnerische Ziele attackieren.

Bei einem Luftangriff der US-geführten Militärkoalition wurden ebenfalls laut Beobachtungsstelle mindestens 15 Zivilisten getötet. Durch das Bombardement auf ein Dorf am Stadtrand der IS-Hochburg Al-Rakka seien auch vier Kinder gestorben. 

uh/jj (dpa, afp)

 

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