Der Ölpreis steigt wieder
26. Mai 2016Am frühen Donnerstagmorgen war es im asiatischen Handel so weit: Die für Europa wichtige Öl-Sorte Brent wird mit 50,05 Dollar je Fass notiert (ein Fass hat 159 Liter). Das letzte Mal war Brent-Öl am 4. November letzten Jahres so teuer. Die US-Sorte WTI zieht ebenfalls an, blieb im asiatischen Handel am Donnerstag aber noch etwas unter der 50 Dollar-Marke.
Händler sehen die Gründe für den Anstieg diesmal in Nordamerika: "Die Nachrichten über die Lagerbestände in den USA zusammen mit den Berichten aus Kanada haben dem Ölpreis den Schwung für den Satz über 50 Dollar gegeben“, urteilte der Händler Alex Wijaya von CMC Markets. Die US-Lagerbestände hatten sich in der letzten Woche um 4,2 Millionen Fass verringert. Analysten hatten mit einem deutlich geringeren Rückgang gerechnet.
Waldbrände und Lagerbestände
Zudem hatte die kanadische Notenbank gewarnt, die großen Waldbrände im Westen des Landes würden das Wirtschaftswachstum schwächen. Aus den betroffenen Regionen kommt das meiste Rohöl für die USA.
Fachleute sprechen von einer beeindruckenden Aufholjagd. Noch im Januar war ein Fass Roh-Öl für weniger als 30 Dollar zu haben. Es gibt aber auch skeptische Stimmen: "Dieser bemerkenswerte Anstieg über 80 Prozent war vielleicht übertrieben, weil die zugrundeliegenden Bedingungen sich nicht entsprechend geändert haben“, schreibt Analyst Bernard Aw von der Brokerfirma IG in Singapur. Er vermute, dass die Öl-Preise durch Spekulation getrieben wurden und nicht so hoch bleiben werden, so Aw. Für den Donnerstag behielt Aw jedenfalls Recht: Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im Juli fiel am späten Donnerstag Nachmittag auf 49,65 US-Dollar zurück. Das waren neun Cent weniger als am Vortag.
Warten auf Wien
Vor zwei Jahren kostete ein Fass Rohöl noch mehr als 100 Dollar. Seinen Tiefstand hatte Rohlöl Anfang 2016 mit 27 Dollar pro Fass erreicht. Als Gründe wurden seinerzeit immer wieder das Überangebot auf dem Weltmarkt genannt bei gleichzeitig schwacher Konjunktur unter anderem in China. Die Benzinpreise an den Tankstellen in Deutschland waren in der Folge zeitweilig unter einen Euro pro Liter gefallen.
Jetzt warten Händler und Analysten auf ein Treffen der Ölproduzenten um das OPEC-Kartell am 2. Juni in Wien. Im letzten Monat war eine ähnliche Konferenz wichtiger Ölländer in Doha allerdings ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Der Streit, der damals eine Einigung auf niedrigere Förderquoten verhinderte, ist immer noch nicht ausgestanden. Saudi Arabien hatte von seinem Rivalen Iran verlangt, sich sofort an einer Begrenzung der Förderung zu beteiligen. Teheran will aber zunächst seine Fördermengen wieder auf das Niveau vor Beginn der Sanktionen gegen das Land bringen.
ar/as/tko (rtr, afp, dpa)