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Gedenken an Anschluss

12. März 2008

Mit einer Sondersitzung erinnerte das Parlament in Wien an den so genannten Anschluss vor 70 Jahren. Österreich habe sich zu lange als Opfer gesehen, sagte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Eklat um Otto Habsburg.

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Hitler fährt im Auto in Wien ein (Quelle: AP)
Adolf Hitler überquert am 14. März 1938 die Stadtgrenze von WienBild: AP

Österreich hat am Mittwoch (12.03.2008) des so genannten Anschlusses an Nazi-Deutschland vor 70 Jahren gedacht. Das Parlament in Wien trat zu einer Sondersitzung zusammen, Politiker erinnerten insbesondere an die Mitverantwortung der Österreicher an den Verbrechen der Nationalsozialisten. Viele Österreicher hätten den Anschluss damals begrüßt, sagte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ). Das müsse Österreich "mit Scham und Trauer erfüllen".

Auch der Vorsitzende der konservativen Volkspartei, Wilhelm Molterer, beklagte, zu viele Menschen hätten seinerzeit die Nazis unterstützt. Die Regierung in Wien kündigte an, ein Simon-Wiesenthal-Zentrum zur Erforschung des Holocaust zu errichten. Außerdem will Wien den Vorsitz der Task-Force zur Erinnerung an den Holocaust übernehmen, die 1998 gegründet worden war.

Habsburg: Österreich ist Opfer

Am 12. März 1938 war die deutsche Wehrmacht in Österreich einmarschiert. Mit dem so genannten Anschluss wurde das Land dem Deutschen Reich einverleibt. Die Nazis verfolgten nun auch in Österreich Juden und Regimegegner. Viele Österreicher begrüßten aber die neuen Machthaber. Als Hitler nach Wien kam, wurde er von Tausenden begeistert empfangen.

Nach dem Krieg wollten viele Österreicher davon nichts mehr wissen. Stattdessen entstand die Opferthese, Österreich sei das "erste Opfer der Nazis" gewesen. Erst kürzlich hat Otto Habsburg, der Sohn des letzten österreichischen Kaisers, diese Sichtweise bekräftigt. Kein Staat habe mehr als Österreich das Recht, sich als Opfer zu fühlen, sagt der 95-Jährige auf einer Gedenkveranstaltung der konservativen Volkspartei ÖVP an den Anschluss.

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Opfermythos "Fiktion der Geschichte"

Politiker in Wien reagierten empört. Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) warf Habsburg daraufhin vor, die Opfer des Nationalsozialismus zu verhöhnen. Der Opfermythos sei eine "Fiktion der Geschichte", sagte Barbara Prammer (SPÖ), die Präsidentin des Nationalrates. Österreich müsse sich seiner Geschichte stellen. Völkerrechtlich sei das Land zwar Opfer einer militärischen Aggression gewesen, sagte Bundespräsident Heinz Fischer. Tatsächlich habe es aber "eine beträchtliche Anzahl von fanatischen Nationalsozialisten" und Sympathisanten gegeben, die die Machtübernahme der Nazis erst möglich gemacht hätten. (det)