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Ägypten versinkt im Chaos

8. März 2013

Wegen der andauernden Unruhen in der Hafenstadt Port Said ist das ägyptische Militär jetzt für die Sicherheit verantwortlich: Die Polizei habe die Aufgabe an die Armee übertragen, um die Spannungen zu lockern, hieß es.

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Das Militär ist jetzt für die Sicherheit verantwortlich (Foto: picture alliance/AP Photo)
Bild: picture alliance/AP Photo

Unter der neuen islamistischen Führung versinkt Ägypten immer mehr im Chaos. Nachdem bei Krawallen in der Stadt Port Said in der Nacht zwei Demonstranten getötet wurden, zog die Polizei auf Anordnung des Innenministeriums am Freitag (8.3 2013) aus der Innenstadt ab.

Die Armee übernahm die Verantwortung für die Sicherheit und die Bewachung der öffentlichen Gebäude. Panzer und Soldaten bezogen in den Straßen und vor Regierungsgebäuden Stellung. In den Krankenhäusern der Stadt wurden seit Donnerstagabend 71 Verletzte gezählt.

Jeder vierte Polizist im Streik

Im Zusammenhang mit der juristischen Verfolgung der Verantwortlichen für die tödlichen Fußballkrawalle in Port Said im Februar 2012 gibt es seit Wochen Auseinandersetzungen. Damals waren 74 Menschen ums Leben gekommen. Im Januar waren 21 Todesurteile im Zusammenhang mit den Krawallen gesprochen worden. Am morgigen Samstag sollen die Urteile für weitere Angeklagte in dem Prozess gefällt werden.

Inzwischen streikt in Ägypten etwa jeder vierte Polizist. Die Beamten sagen, sie fühlten sich als Sündenböcke für das politische Chaos, das derzeit am Nil herrsche. Bei gewalttätigen Demonstrationen waren zuletzt auch mehrere Polizisten getötet worden.

Die Zeitung "Al-Masry Al-Youm" berichtete, der Streik der Polizisten habe inzwischen 13 Provinzen erfasst. In der südlichen Provinz Kena blieben 80 Prozent der Polizeistationen unbesetzt. Auch vor dem Haus von Präsident Mohammed Mursi in Kairo zogen die Polizisten ab. Sie wurden jedoch sofort von anderen Sicherheitskräften ersetzt.

Die Armee bezieht Position (Foto: picture alliance/AP Photo)
Die Polizei räumt das Feld - die Armee soll für Sicherheit sorgenBild: picture alliance/AP Photo

Innenminister greift durch

Derweil hat Ägyptens Innenminister Mohammed Ibrahim nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Mena den Polizeikommandeur für die zentrale Sicherheit entlassen. Ibrahim habe die Entscheidung zur Absetzung des Kommandeurs, dessen Ordnungskräfte für Ausschreitungen verantwortlich sind, nach Streiks und Protesten der Sicherheitskräfte getroffen, die sich im Einsatz gegen Demonstranten schlecht ausgerüstet sahen, berichtete Mena.

In der Arbeiterstadt Al-Mahalla kam es erneut zu Ausschreitungen. In Alexandria versammelten sich nach dem Freitagsgebet rund 1500 liberale Ägypter zu einem Protestmarsch gegen die Regierung.

In Kairo kam es zu mehreren kleineren Demonstrationen. Anlässlich des Weltfrauentages demonstrierte eine Gruppe von Frauen, die durch die Politik der Islamisten die wenigen Rechte, die sich Ägyptens Frauen in den vergangenen Jahrzehnten erkämpft hatten, gefährdet sieht.

re/wl (afp, rtr, dpa, ap)