USA-EU: Einseitige Grenzöffnung
28. Juni 2021"America is back", "Amerika ist zurück", verkündet die neue US-Regierung bei jeder Gelegenheit, um den europäischen Verbündeten zu versichern, dass die transatlantischen Beziehungen mit Joe Biden als US-Präsident wieder aufleben werden. Nun sind auch US-Touristen zurück in Europa, nachdem die Europäische Union empfohlen hatte, die Beschränkungen für Reisende aus den USA zu lockern.
Deshalb fragen sich auch die Europäer, wann sie ihrerseits wieder in die USA reisen dürfen. Doch das kann EU-Kommissionssprecher Adalbert Jahnz nicht beantworten: "Es versteht sich von selbst, dass wir auch von Partnerländern außerhalb der EU erwarten, dass sie EU-Bürgern die Einreise wieder gestatten. Das machen wir unseren Partner klar und wir haben wir haben die Bestätigung, dass dies ein hoch priorisiertes Thema für die US-Regierung sei."
Die Gesellschaft an der Wiederannäherung teilhaben lassen
Beim Arbeitstreffen der zuständigen Ministerien vergangene Woche hat sich jedoch kein Durchbruch abgezeichnet: "Wir haben die Lockerung von Reiserestriktionen im Blick. Wir verstehen die Notwendigkeit", sagte US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. "Wir entscheiden auf Basis der uns vorliegenden Gesundheitsdaten. Wir arbeiten daran, so schnell es geht." Die "vorliegenden Gesundheitsdaten" zeigen allerdings, dass die epidemiologische Situation in der EU, verglichen mit der in den USA, gut ist und sich weiter verbessert.
EU-Kommissions-Vizepräsident Margaritis Schinas begrüßte nach dem Treffen den neuen Geist der Beziehungen zwischen EU und USA, schlug aber vor, auch die Bevölkerung daran teilhaben zu lassen: "Transatlantische Kooperationen sollten nicht nur Spezialisten, Diplomaten, Generäle und Fachleute umtreiben", sagte er. "Es gibt keinen besseren Weg, das auszudrücken, als Reisebeschränkungen nach der Pandemie zu lockern."
Flüge sind nicht profitabel
Die Tourismusbranche der EU will von den Reiseerleichterungen profitieren. Jeroen Roppe, Sprecher der städtischen Tourismusagentur Visit.Brussels, sagt, US-Amerikaner gehörten zu den wirtschaftlich wichtigsten Touristen-Gruppen in der Europäischen Union: "Wir behalten die Gesundheitssituation stets im Blick, aber wir sind zurzeit sehr zuversichtlich. Wir freuen uns sehr, dass die amerikanischen Touristen zurück sind in unserer Stadt."
Für Fluggesellschaften dagegen ist die einseitige Öffnung ein Problem: "Die Flugzeuge sind leider nur in eine Richtungen ausgebucht, und das ist schlicht unprofitabel", erklärt Jennifer Janzen von der Lobbyorganisation "Airlines for Europe". "Das ist auf lange Sicht nicht nachhaltig und wird die Zahl der Flugverbindungen vermindern." Letztlich stellt das also auch die Reisenden vor Probleme, weil sie weniger Optionen haben. "Die Airlines werden ihre Flugpläne sehr genau prüfen. Und dann kann es, ehrlich gesagt, auch zu kurzfristigen Absagen kommen, wenn die Flüge nicht gut genug gebucht sind", sagt Janzen. "Wir brauchen die Gegenseitigkeit (der Einreiseerlaubnis, d.R.)."
Dokumentation bisher ungeklärt
Offene Fragen gibt es aber auch für Einreisende in die EU. Zum Beispiel ist bisher unklar, wie EU-Reisende ihren COVID-19-Test- oder Impf-Status nachweisen müssen. Innerhalb der EU geht das ab dem 1. Juli mit einem einheitlichen digitalen Zertifikat, das anzeigt, ob der Inhaber geimpft oder genesen ist oder einen negativen PCR-Test vorweisen kann. Das Zertifikat beinhaltet einen QR-Code, der an allen Grenzübergängen innerhalb der EU ausgelesen werden können soll. Erklärtes Ziel ist es, Kontrollen zu beschleunigen.
Die USA haben bisher kein Dokumentationssystem, das standardmäßig von EU-Behörden anerkannt wird: "Das ist eine sehr wichtige Frage für uns", sagt Eduardo Santander, Präsident des EU-Dachverbandes der European Travel Commission (ETC). "Wir haben viele Fehler in den vergangenen zwei Jahren gemacht, und wir können keine weitere Welle im Laufe des Sommers zulassen. Das wäre das Ende der Reise- und Tourismusbranche."
Aus dem Englischen adaptiert von Jan D. Walter