22 Millionen Überstunden bei der Polizei
5. Januar 2018Die Polizei hat im vergangen Jahr bundesweit mehr als 22 Millionen Überstunden angehäuft. Grund seien zahlreiche Sondereinsätze und neue Aufgaben für die Beamten von Bund und Ländern gewesen, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Damit bleibt die Zahl auf Rekordniveau: 2016 waren es ebenfalls 22 Millionen Überstunden, 2015 noch rund 20 Millionen.
"Allein beim Einsatz zum G20-Gipfel in Hamburg sind zigtausende Überstunden angefallen", sagte Malchow. Zudem müssten wege der hohen Terrorgefahr "viel mehr Leute im Einsatz sein als früher, sei es auf Weihnachtsmärkten oder für den Objektschutz". Auch die Flüchtlingskrise stelle eine Herausforderung für die Polizei dar.
Geschätzte Zahlen
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte der Zeitung, tausende Beamte seien bei Grenzkontrollen im Einsatz. "Die Polizei muss zudem mehr Flüchtlingsunterkünfte schützen und dort mehr Straftaten aufklären, weil Menschen dort auf engstem Raum die Nerven verlieren und Straftaten begehen."
Angesichts der Übergriffe in Köln vor zwei Jahren sei auch am Silvesterabend mehr Personal nötig gewesen. "Die Flüchtlingskrise und die Terrorgefahr haben die Polizei völlig unvorbereitet getroffen", erklärte Wendt. "Da die Polizei keine Reserven hat, geht das voll auf den Rücken der Beamten."
Die GdP betonte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, die Zahl der Überstunden bei der Polizei werde bundesweit nicht zentral erfasst. Genaue Angaben seien daher nicht möglich, sondern lediglich Schätzungen. Es seien auch nicht alle Polizisten gleichermaßen betroffen.
Schnelle Lösung nicht in Sicht
Malchow bezeichnete die Überlastung der Polizei als "Sicherheitsproblem". Immer seltener könnten Polizisten auf der Straße Streife gehen, wodurch Alltagskriminalität wie Diebstähle oder Einbrüche zunehme. Die GdP fordert eine Aufstockung um insgesamt 20.000 Stellen.
Die Gewerkschaft mahnte, das Problem werde sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Bis 2021 würden etwa 44.000 Beamte aus dem Dienst ausscheiden.
Zumindest eine schnelle Lösung scheint nicht Sicht: Bereits beschlossene Stellenzuwächse machen sich erst mit langer Verzögerung bemerkbar, weil neue Polizisten zunächst ausgebildet werden müssen. Und der weitere Stellenaufbau im Bund zieht sich wegen der Hängepartie bei der Regierungsbildung hin.
gri/sti (dpa, afp)