Hunderttausende verhungert
2. Mai 2013Das Ausmaß der Katastrophe ist weit größer als von den Experten vermutet. Zwischen Oktober 2010 und April 2012 sind in Somalia fast 260.000 Menschen verhungert, wie die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Rom mitteilte. 133.000 der Opfer waren Kinder unter fünf Jahren.
Ihren Bericht legte die FAO zusammen mit der amerikanischen Organisation FEWS NET (Hunger-Frühwarnsystem-Netzwerk) vor, die von der Washingtoner Entwicklungshilfebehörde USAID finanziert wird.
Die humanitäre Hilfe für die Bedürftigen sei trotz früher Warnungen "meist zu spät und unzureichend" angelaufen, kritisieren die Autoren. Wie in anderen Staaten am Horn von Afrika herrschte in Somalia ab der zweiten Jahreshälfte 2010 eine extreme Dürre. Durch hohe Lebensmittelpreise und die unsichere Lage in dem Bürgerkriegsland wurde die Notlage laut dem Bericht weiter verschärft.
Besonders heben die Autoren hervor, dass die somalische Bevölkerung, die zu einem Großteil aus Binnenflüchtlingen besteht, bereits vor Beginn der Hungerkatastrophe stark geschwächt gewesen sei. Daher hätten sich Krankheiten wie Masern, Cholera und andere Seuchen schnell ausbreiten können.
Der UN-Koordinator für die humanitäre Hilfe in Somalia, Philippe Lazzarini, räumte Versäumnisse ein: "Der Bericht bestätigt, dass wir mehr hätten tun sollen." Es sei versäumt worden rasch zu handeln, obwohl bereits während der Dürre von 2010 entsprechende Warnungen vorlagen.
Somalia ist eines der unsichersten Länder der Welt. Seit mehr als 20 Jahren herrschen dort Krieg und Anarchie. Erst seit September gibt es eine gewählte Regierung, die trotz einer afrikanischen Friedenstruppe aber noch nicht das ganze Land kontrolliert.
Islamistische Milizen mit Verbindung zum Terrornetzwerk Al Kaida haben sich auf eine Guerillataktik verlegt und verüben immer wieder Anschläge.
uh/sti (afp,dpa,kna)