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50 Jahre Bundeswehr: eine Erfolgsgeschichte

Felix Steiner7. Juni 2005

Die Bundeswehr wird 50 und blickt auf eine erfolgreiche Geschichte zurück. Damit hat sie erfolgreich gebrochen mit der vorherigen preußisch-deutschen Militärtradition. Felix Steiner kommentiert.

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Die Gründung der Bundeswehr vor 50 Jahren - nein, sie war keine leichte Geburt. Vielmehr war die so genannte "Wiederbewaffnung" eine der ganz großen innenpolitischen Streitfragen der jungen deutschen Nachkriegsdemokratie. Nur zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, der traumatischen Erfahrung der totalen Niederlage in einem verbrecherischen, von Deutschland ausgelösten Krieg, war das Denken weiter Teile der Bevölkerung von einem "Nie wieder" gegenüber allem Militärischen geprägt. Außerdem warnten die Sozialdemokraten, mit der Gründung der Bundeswehr und ihrer Integration in die NATO werde jede Chance auf die deutsche Einheit verspielt.

Da glich es fast einem Wunder, dass die Bundeswehr vergleichsweise schnell Rückhalt und Ansehen in der deutschen Bevölkerung erwerben konnte. Das lag vor allem daran, dass mit der Bundeswehr eben nicht die Wehrmacht des untergegangenen Deutschen Reiches wiederbelebt wurde, sondern etwas Neues, eine dem demokratischen Staat verpflichtete Armee geschaffen wurde - obwohl die erste Generation der Bundeswehr-Generale und Offiziere notwendigerweise bereits unter Hitler gedient hatte. Hierfür stehen die Konzepte des "Staatsbürgers in Uniform" sowie der "Inneren Führung" - beides längst Exportschlager und Vorbild für die Streitkräfte anderer Demokratien. Der Soldat - kein blinder Befehlsempfänger bis hin zum völkerrechtswidrigen Kadaver-Gehorsam, sondern ein Uniformierter mit staatsbürgerlichen Rechten und Pflichten, notfalls auch zum Widerspruch gegen verbrecherische Befehle.

Größter Erfolg der Bundeswehr bis 1989 war zweifelsohne, dass die Sicherheit der Bundesrepublik, der Friede in Europa gewahrt und Block-Konfrontation beendet wurde, ohne dass dafür ein Schuss gefallen wäre. Der zweite große Erfolg ist heute bereits weitgehend in Vergessenheit geraten: Die reibungslose Integration der Nationalen Volksarmee der untergegangenen DDR in die Bundeswehr. Hier wurde auf einem höchst sensiblen Feld ein Stück deutsche Einheit in geradezu vorbildlicher Weise umgesetzt.

Reformen als Symptome des Wandels

Seit der weltpolitischen Zeitenwende von 1989/90 steht die Bundeswehr indessen vor neuen Herausforderungen, die längst noch nicht alle gelöst sind. Dass seither eine Bundeswehr-Reform die nächste jagt, ist nur äußeres Symptom des grundlegenden Wandels. Was ist, was soll die Bundeswehr der Zukunft sein? Oberflächlich betrachtet scheint die Frage längst gelöst: Sowohl in Deutschland - und erst recht international - wird die Bundeswehr inzwischen als Interventionsarmee wahrgenommen: Einsätze in Bosnien, im Kosovo, in Afghanistan, am Horn von Afrika bestimmen das Bild der Bundeswehr.

Aber stimmt das? Von 250.000 Soldatinnen und Soldaten sind gerade mal rund 7000 außerhalb Deutschlands im Einsatz. Mit den Truppenteilen in der Vor- und Nachbereitung dieser Missionen sind gerade einmal 35.000 Uniformierte in die Auslandseinsätze eingebunden. Und damit, so die Bundeswehr, sei man definitiv an der Kapazitätsgrenze angekommen. Eine Interventionsarmee sieht zweifellos anders aus. Zumal die deutschen Soldaten im Ausland - von der Beteiligung am Kosovo-Krieg und und wenigen Spezialkommandos in Afghanistan abgesehen - eher als militärische Polizei oder Entwicklungshelfer tätig sind, was ihnen ein Höchstmaß an Wertschätzung und Sympathie sichert.

Thema Wehrpflicht

Mit der Frage der Kernaufgaben der Zukunft geht die Diskussion der Organisationsform einher. Soll die Bundeswehr - wie seit ihrer Gründung - eine Wehrpflichtarmee bleiben oder in eine Berufsarmee umgewandelt werden? Grüne, Liberale und weite Teile der SPD plädieren bereits seit längerem für die Abschaffung der Wehrpflicht. Das Thema dürfte damit auch Thema des anstehenden Bundestagswahlkampfes werden.

Die Frage Wehrpflicht ja oder nein greift indessen eindeutig zu kurz. Es muss auch diskutiert werden, ob Deutschland bereit ist, das Leben seiner Soldaten auch in Kampfeinsätzen weltweit zu riskieren. Pünktlich zum Bundeswehrjubiläum hat Verteidigungsminister Peter Struck genau diese Diskussion neu eröffnet: Deutschland müsse sich auf im Krieg getöte deutsche Soldaten einstellen, erklärte er in einem Zeitungsinterview und ernete prompt massiven Widerspruch aus den Reihen der Parlamentarier. Der breite politische Konsens, mit dem bisher alle Auslandseinsätze der Bundeswehr begleitet wurden, ist für die von Struck anvisierten künftigen Einsatzoptionen keineswegs gegeben. Deutschland bewirbt sich zwar um einen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, doch über eine nachvollziehbare Sicherheitsstrategie verfügt es nicht. Auf genau die aber haben alle Anspruch: die Soldaten, die wissen müssen, wofür sie ihr Leben riskieren, und die Gesellschaft, die auch in Zukunft hinter ihrer Armee stehen muss.