Lange Haft für brasilianische Polizisten
4. August 2013Ein Gericht in São Paulo befand die 25 Polizisten für schuldig, an der Ermordung von 52 Häftlingen beteiligt gewesen zu sein. Der Prozess wurde im April wieder aufgerollt. Die Verurteilten bleiben in Freiheit, bis das Urteil rechtskräftig wird. Nach brasilianischem Recht müssten sie jedoch bei Bestätigung der Haftstrafe in einem Berufungsverfahren höchstens 30 Jahre Gefängnis absitzen.
Weitere Verfahren sollen in den nächsten Monaten folgen. Die Prozesse werden für jeden der damaligen Gefängnistrakte einzeln geführt. Bisher musste sich nur der damalige Polizeikommandant Ubiratan Guimarães vor Gericht verantworten, weil er den Schießbefehl gegeben haben soll. 2001 wurde er zu 623 Jahren Haft verurteilt, fünf Jahre später aber amnestiert. Kurz darauf wurde er von Unbekannten ermordet.
Revolte endete im Blutbad
Als am 2. Oktober 1992 in einem der Blocks in dem damals größten Gefängnis Brasiliens eine Revolte ausbrach, stürmten Hunderte Militärpolizisten einer Eliteeinheit den Pavillon 9 im Gefängnis Carandiru im Norden São Paulos. Die meisten Häftlinge starben in ihren Zellen und auf Gängen durch Schüsse aus nächster Nähe.
Emotionaler Prozess
Die Verteidigung der Polizisten argumentierte, die Gefangenen seien gewalttätig gewesen. "Es ist nicht erwiesen, wer geschossen hat", sagte eine Anwältin. Die Häftlinge seien ebenfalls bewaffnet gewesen und hätten aufeinander geschossen.
Die brasilianische Öffentlichkeit verfolgte den hoch emotionalen Prozess mit starkem Interesse. Menschenrechtler kritisierten, dass der Prozess sich verzögert hatte. Der Aufstand von Carandiru ist zu einem Symbol für die menschenunwürdigen Haftbedingungen in brasilianischen Gefängnissen geworden.
Die Haftanstalt im Norden von São Paulo war mit rund 7.000 Insassen hoffnungslos überfüllt. Unter den Gefangenen und dem Wachpersonal herrschten brutale Zustände. Das Gefängnis wurde 2002 geschlossen.
nem/gmf (epd, dpa)