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Lange Haft für brasilianische Polizisten

4. August 2013

Mehr als 20 Jahre nach dem Blutbad in einem brasilianischen Gefängnis hat ein Gericht 25 Polizisten wegen Mordes zu je 624 Jahren Haft verurteilt. 111 Häftlinge waren bei der Revolte in Carandiru getötet worden.

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111 Kreuze vor der Universität in São Paulo erinnern an die Opfer des Massakers (Foto: AFP)
Bild: NELSON ALMEIDA/AFP/Getty Images

Ein Gericht in São Paulo befand die 25 Polizisten für schuldig, an der Ermordung von 52 Häftlingen beteiligt gewesen zu sein. Der Prozess wurde im April wieder aufgerollt. Die Verurteilten bleiben in Freiheit, bis das Urteil rechtskräftig wird. Nach brasilianischem Recht müssten sie jedoch bei Bestätigung der Haftstrafe in einem Berufungsverfahren höchstens 30 Jahre Gefängnis absitzen.

Weitere Verfahren sollen in den nächsten Monaten folgen. Die Prozesse werden für jeden der damaligen Gefängnistrakte einzeln geführt. Bisher musste sich nur der damalige Polizeikommandant Ubiratan Guimarães vor Gericht verantworten, weil er den Schießbefehl gegeben haben soll. 2001 wurde er zu 623 Jahren Haft verurteilt, fünf Jahre später aber amnestiert. Kurz darauf wurde er von Unbekannten ermordet.

Revolte endete im Blutbad

Als am 2. Oktober 1992 in einem der Blocks in dem damals größten Gefängnis Brasiliens eine Revolte ausbrach, stürmten Hunderte Militärpolizisten einer Eliteeinheit den Pavillon 9 im Gefängnis Carandiru im Norden São Paulos. Die meisten Häftlinge starben in ihren Zellen und auf Gängen durch Schüsse aus nächster Nähe.

Luftaufnahme des Gefängnisses Carandiru, ein Teil des Gebäudes wird zerstört und von einer Staubwolke bedeckt (Foto: AP)
Das Gefängnis wurde 2002 geschlossen, ein Teil des Gebäudes wurde zerstörtBild: picture alliance/AP Photo

Emotionaler Prozess

Die Verteidigung der Polizisten argumentierte, die Gefangenen seien gewalttätig gewesen. "Es ist nicht erwiesen, wer geschossen hat", sagte eine Anwältin. Die Häftlinge seien ebenfalls bewaffnet gewesen und hätten aufeinander geschossen.

Die brasilianische Öffentlichkeit verfolgte den hoch emotionalen Prozess mit starkem Interesse. Menschenrechtler kritisierten, dass der Prozess sich verzögert hatte. Der Aufstand von Carandiru ist zu einem Symbol für die menschenunwürdigen Haftbedingungen in brasilianischen Gefängnissen geworden.

Die Haftanstalt im Norden von São Paulo war mit rund 7.000 Insassen hoffnungslos überfüllt. Unter den Gefangenen und dem Wachpersonal herrschten brutale Zustände. Das Gefängnis wurde 2002 geschlossen.

nem/gmf (epd, dpa)