Oman feiert seinen Sultan
18. Januar 2011"40 glorreiche Jahre" - schon am Flughafen von Omans Hauptstadt Maskat künden Plakate von den Errungenschaften des Staatsoberhaupts. In jeder Zeitung, die in diesen Tagen erscheint, gratulieren die Unternehmen des Landes mit großformatigen Anzeigen dem Sultan zum Geburtstag, und so gut wie jedes Büro ist mit einem Bild des Monarchen geschmückt. Die Omaner wissen, was sie an ihrem Herrscher haben: Sultan Qabus Bin Said Al Said hat ihren Staat in den vergangenen 40 Jahren rasant modernisiert. Das östlichste Land der arabischen Welt, das in etwa so groß ist wie Westdeutschland, verfügt über ein Netz aus Straßen, Schulen und Krankenhäusern, das bis in den letzten Winkel reicht. Bildung, religiöse Toleranz und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen wird groß geschrieben. Kein Wunder, dass die Omaner stolz sind auf ihren Monarchen: "Das alles haben wir ihm zu verdanken", sagt der 18-jährige Othman, der nie einen anderen Herrscher erlebt hat. Strahlend zeigt er auf den Sultan-Qabus-Highway und die dahinter liegende imposante Sultan-Qabus-Moschee.
Nachhaltige Modernisierung
Die Verbindung von Tradition und Moderne liegt Sultan Qabus besonders am Herzen. Es geht ihm ganz offensichtlich nicht darum, den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten mit riesigen Bauprojekten und touristischen Attraktionen nachzueifern - zumal dem Oman dafür die Ressourcen fehlen. Stattdessen setzt der Sultan auf eine nachhaltige Entwicklung des Landes, zu der auch der Umweltschutz gehört, und die so genannte Omanisierung. Deren Ziel ist es, die Omaner stärker als bisher für die Arbeitswelt zu qualifizieren und in die eigene Wirtschaft zu integrieren. Denn die Bevölkerung wächst schnell, und in vielen Bereichen der omanischen Wirtschaft sind überproportional viele Nichtomaner beschäftigt. Viele von ihnen arbeiten im IT-Bereich und Finanzwesen; die meisten stammen vom indischen Subkontinent. Sie machen ungefähr ein Drittel der Gesamtbevölkerung von etwa 3,5 Millionen Menschen aus.
Rasante Entwicklung
Schon seit Jahrtausenden haben die Kultur des indischen Subkontinents und Ostafrikas den Oman beeinflusst. Der Handel mit Indien und der ostafrikanischen Küste hat den Staat stärker geprägt als jedes andere arabische Land. In der Antike war der Oman für seinen Weihrauch berühmt, später für den Handel mit Kupfer. Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte der Oman eine Blüte und konnte als Seemacht im indischen Ozean sogar mit den Briten konkurrieren. Doch mit dem Zeitalter des Imperialismus endete diese Blütephase. Als Sultan Said Bin Taimur 1938 die Macht übernahm, hatte der Oman fast seine ganze politische und wirtschaftliche Bedeutung verloren. Während sich Kuwait, Bahrain und Qatar in den folgenden Jahrzehnten rasant entwickelten, gehörte der Oman zu den rückständigsten Ländern der arabischen Welt. Im ganzen Sultanat gab es gerade einmal drei Schulen, die den Jungen vorbehalten waren. Ausgebaute Straßen gab es nur in der Hauptstadt, Elektrizität und fließendes Wasser waren eine Seltenheit. Das änderte sich erst, als Qabus, der unter anderem in der britischen Militärakademie von Sandhurst ausgebildet wurde, seinen Vater Said Bin Taimur vom Thron stürzte. 1970 setzte der 30-jährige Qabus ihn mit britischer Hilfe ab.
Alternative Einkommensquellen
Der heutige Wohlstand des Sultanats basiert vor allem auf der Erdölförderung, mit der in den 1960er Jahren begonnen wurde. Doch die Ölreserven sind begrenzt. Zurzeit fördert der Oman ungefähr 850 000 Barrel Rohöl am Tag; das entspricht etwa einem Prozent der Ölförderung überhaupt. Umso mehr ist der Oman auf alternative Einkommensquellen angewiesen. Dabei spielt der Tourismus eine entscheidende Rolle. Zurzeit wird der Flughafen Maskat ausgebaut, und auch die Zahl der Hotels soll steigen. Die Kombination aus atemberaubender Landschaft, traditioneller Kultur und exklusiven Luxus-Hotels sorgt dafür, dass die Zahl der Touristen stetig zunimmt; auch dank umfangreicher Werbekampagnen zum Beispiel in Deutschland.
Populärer Alleinherrscher
Dem jüngsten Weltentwicklungsbericht der Vereinten Nationen zufolge (Stand: November 2010) hat der Oman in den vergangenen 40 Jahren von 169 untersuchten Staaten die größten Fortschritte gemacht. Der Verfassung nach ist der Oman eine absolute Monarchie. Doch der Sultan zeigt sich volksnah: Jedes Jahr reist er durch das Land, um direkt mit den Menschen zu sprechen. Ab dem Alter von 21 Jahren dürfen alle Omaner die Mitglieder des Unterhauses wählen, das den Sultan und seine Regierung berät. Eine politische Opposition gegen den Sultan ist so gut wie nicht vorhanden. Allerdings bemüht er sich, potenzielle Oppositionelle - wie alle weiteren wichtigen Akteure - so weit wie möglich einzubinden. Die Omaner, die mehrheitlich dem ibaditischen Islam anhängen, können zudem auf eine Jahrhunderte alte staatliche Tradition zurückblicken. Das gibt ihnen eine Sonderstellung auf der arabischen Halbinsel und trägt zur Stabilität des Landes bei. Wenn der unverheiratete Sultan Qabus, der keine Kinder und keinen Bruder hat, am 18. November 2010 mit Feuerwerken und Paraden seinen 70. Geburtstag feiert, feiern die Omaner gleichzeitig "40 Jahre Renaissance"- und fragen sich, wer dem Sultan nachfolgen und die Entwicklung des Landes fortführen wird.
Autoren: Anne Allmeling/ Johannes Krug
Redaktion: Diana Hodali