Madonnas Auftritt beim ESC
19. Mai 2019"Like a Prayer" und eine Weltpremiere - Madonna hatte ihren Fans im Vorfeld des Auftritts beim ESC Großes versprochen: Ihren neuen Song "Future", den sie zusammen mit Rapper Quavo brachte, sowie ihren größten Hit - zusammen mit einem 35-köpfigen Chor - die Reaktionen sind gemischt ausgefallen.
Mit Augenklappe und einer silbernen Krone schritt sie bei "Like a Prayer" eine lange und breite Treppe hinab, flankiert von Mönchen. Nach einem schrägen Zwischenspiel mit zwei Elfen in Gasmaske ging die Show in das neue Stück über, die Reggae-Nummer "Future". Acht Minuten lang dauerte die opulente Show, bei der die Diva nicht alle Töne richtig traf, dann war es vorbei. In den sozialen Netzwerken wurde ihr Auftritt nicht so gut bewertet. Es gab sogar Stimmen, die sagten, dieser Auftritt sei der Beginn vom Ende ihrer Karriere, jeder Act der 41 Teilnehmerländer habe besser gesungen als sie.
Unerwartet baute Madonna doch noch ein politisches Statement in ihren Auftritt ein. Einer ihrer Tänzer trug eine israelische Flagge auf dem Rücken, eine Tänzerin eine palästinensische. Beide schritten Arm in Arm ein Treppe hinauf. Die Eurovision-Organisatoren teilten mit, diese Aktion sei nicht abgesprochen gewesen. Politische Stellungnahme auf der Bühne lehnt der ESC eigentlich ab. "Alle hier sind Gewinner", hatte die Sängerin vor ihrem Auftritt zum Publikum gesagt. Hierher zu kommen, sei nicht einfach gewesen, alle hätten dafür viele Opfer bringen müssen. In der ganzen Welt sei sie gewesen - und niemand sollte unterschätzen, welche Macht Musik haben kann, um Menschen zusammenzubringen.
Beim Publikum sorgte eher das Verhalten der isländischen Band "Hatari" für Buh-Rufe und Ablehnung. Die Sado-Maso-Rocker hielten für wenige Augenblicke Schals mit der Aufschrift "Palästina" in die Kameras. Sicherheitskräfte versuchten, den "Hatari"-Mitgliedern die Schals abzunehmen. Die Band hatte vor ihrem Auftritt Israel als "Apartheid"-Staat bezeichnet, was in den israelischen Medien heftig kriitisiert wurde. Boykottaufrufe von pro-palästinensichen Gruppen, die Israel wegen der Besetzung der Westbank und der Abriegelung des Gaza-Streifens kritisieren, liefen aber weitgehend ins Leere. Das isländische Fernsehen könnte von der "European Broadcasting Union" für das Verhalten von Hatari noch gemaßregelt werden.
Millionenschwere Einladung
Mit diesem Auftritt war Madonna der millionenschweren Einladung des kanadisch-israelischen Milliardärs Sylvan Adams gefolgt - er ließ es sich 1,3 Millionen US-Dollar kosten, die Diva nach Tel Aviv zu holen. Adams glaubte nämlich fest daran, dass ihre Teilnahme an der Veranstaltung einen wertvollen Beitrag zum Erfolg des Eurovision Song Contest und zum Branding Israels in der Welt leisten werde.
Dusche umgebaut
Dabei war nicht alles glatt gelaufen in den Tagen und Wochen davor. Noch kurz vor Madonnas Ankunft im Tel Aviver Luxushotel hatte sich dort ein kleines Drama abgespielt: Die russische Delegation rund um ihren ESC-Teilnehmer Sergey Lazarev musste ihr Quartier räumen. Denn Madonna und ihre Entourage, die insgesamt aus 135 Leuten bestehen soll, beanspruchten die Bel Etage des Hotels für sich. Lazarevs Manager hatte sich bis zuletzt geweigert, seine Suite aufzugeben.
Madonna hingegen störte das nicht weiter, sie ließ sogar noch eine Dusche umbauen. Seit vergangenen Mittwoch residiert Madonna in Tel Aviv - eine Stadt, die sie schon oft besucht hat. Immer wieder versammelten sich in den letzten Tagen Neugierige und Paparazzi vor dem Garagentor und dem Eingang des Hotels - sie harrten in der Hitze aus, um einen kleinen Blick auf den Megastar zu erhaschen.
Und dann hieß es plötzlich, Madonna habe ihre Verträge noch gar nicht unterschrieben. Was war los? Der israelische TV-Sender KAN, verantwortlich für die ESC-Übertragungen sowie Madonnas Plattenfirma hatten längst grünes Licht gegeben. Die EBU (European Broadcasting Union), Veranstalter des ESC, hatte Madonnas Auftritt als Hauptact beim Grand Final noch gar nicht bestätigt. Ganz lapidar hatte EBU-Eurovisions-Chef Jon Ola Sand gesagt: "Wenn wir keinen unterschriebenen Vertrag haben, kann sie nicht auf unserer Bühne auftreten."
Madonna wollte gerne beim ESC auftreten
Madonna selber hatte im Vorfeld bekräftigt, dass sie auf jeden Fall auftreten wolle. "Ich werde nie aufhören, Musik zu spielen, die der politischen Agenda von jemandem entspricht, noch werde ich aufhören, mich gegen Menschenrechtsverletzungen auszusprechen, wo immer auf der Welt sie auch sein mögen", sagte Madonna Anfang der Woche der Nachrichtenagentur Reuters. Ihr Herz breche allerdings jedes Mal, wenn sie von den unschuldigen Leben höre, die in dieser Region verloren gehen. "Ich hoffe und bete, dass wir uns bald von diesem schrecklichen Zyklus der Zerstörung befreien und einen neuen Weg zum Frieden finden.
Die anti-israelische Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment, Sanctions) hatte bereits Anfang des Jahres in einem offenen Brief zum Boykott der Austragung des Eurovision Song Contests 2019 in Israel aufgerufen. Roger Waters, einer der überzeugtesten Vertreter des BDS, hatte noch versucht, Madonna von diesem Auftritt abzubringen.
Die ESC-Fans waren geteilter Meinung
Madonna war auch nicht unbedingt bei allen Fans des Eurovision Song Contest willkommen. Viele kritisierten, dass man den Teilnehmern einen Superstar vor die Nase setzt - eigentlich sollten die Stars ja die Teilnehmer des ESC-Finales sein. Zudem hätte Madonna nichts mit dem Eurovosion Song Contest zu tun. Womöglich wisse sie gar nicht, auf was für einer Veranstaltung sie da singe, wurde in Fangruppen gescherzt.
Ein Gimmick am Rande: Der Auftritt der australischen Sängerin Kate Miller-Heidke, dürfte Madonna bekannt vorkommen: Sie hatte ihre Tänzer bei der Rebel Heart Tour 2015 an langen Hochsprungstangen befestigen und über der Bühne schwingen lassen.
Die Show beim ESC-Finale sollte eine willkommene Werbung für Madonnas neues Album "Madame X", das am 14. Juni erscheinen wird, sein. Ob dies mit diesem Auftritt gelungen ist, ist allerdings fraglich.