Vom Wachmann zum Präsidenten
27. Januar 2017Mit seinem überraschenden Wahlsieg hat Adama Barrow in Gambia für Begeisterungsstürme gesorgt. Auch Barrow selbst schien es kaum glauben zu können. Er sei "sehr, sehr, sehr glücklich", sagte er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt.
Doch das neue Kapitel seiner Karriere brachte für den politisch unerfahrenen Barrow gleich zu Anfang große Herausforderungen mit sich: Der scheidende Präsident Yahya Jammeh wollte seinen Platz nicht räumen. 22 Jahre lang hatte er das Land mit harter Hand regiert. Er beharrte weiter auf seiner Macht und versuchte, die Amtseinführung des neuen Staatschefs zu verhindern.
Amtseid im Exil
Barrow sah sich gezwungen, Gambia aus Sicherheitsgründen zu verlassen und floh in den benachbarten Senegal. Dort ließ er sich in der gambischen Botschaft in Dakar als Präsident vereidigen. Zur gleichen Zeit marschierten zu seiner Unterstützung westafrikanische Truppen vom Senegal aus in Gambia ein. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) hatte zuvor bereits mehrfach mit einer militärischen Intervention gedroht, um den abgewählten Jammeh zur Machtübergabe zu bringen.
Am vergangenen Wochenende gab Jammeh schließlich nach und verließ Gambia in Richtung Äquatorialguinea. Der dortige Präsident hatte den Machtverzicht Jammehs mit ausgehandelt und ihm Exil angeboten. Einige Tage später kehrte Barrow zurück nach Gambia.
Klarer Wahlsieger
Barrow - gläubiger Muslim, Mann von zwei Frauen, Vater von fünf Kindern - begann seine politische Karriere als Spitzenkandidat eines breiten Oppositionsbündnisses. Weil sich die Opposition zusammenschloss, konnte sie sich bei der Präsidentschaftswahl Anfang Dezember 2016 gegen Amtsinhaber Jammeh durchsetzen: Barrow bekam 45 Prozent der Stimmen, Jammeh 37 Prozent.
Möglicherweise hat Barrow auch deshalb die Wahl gewonnen, weil er keine klassische Politikerlaufbahn hinter sich hat. Er hat den Ruf eines Workaholics: "Ich arbeite 12, 13, 14 Stunden am Tag", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Vor seiner Kandidatur war der 51-jährige Barrow Immobilienmakler. 2006 hatte er sein eigenes Maklerbüro eröffnet. Damals war er gerade aus England zurückgekehrt. Dort hatte er einige Jahre lang studiert und dem Vernehmen nach nebenbei als Wachmann sein Geld verdient.
"Die Macht gehört dem Volk"
Die Erfahrungen im Ausland würden ihm helfen, besonders die junge Generation in seinem Land zu verstehen, sagt Barrow. Er könne nachvollziehen, warum es junge Gambier nach Europa zieht. Allein 2016 haben 10.000 junge Gambier das nur knapp zwei Millionen Einwohner zählende Land verlassen, viele von ihnen flohen übers Mittelmeer nach Europa.
"Die Macht gehört dem Volk", sagte Barrow im Vorfeld der Wahl. Glaubt man den Versprechen des Wahlsiegers, könnten sich vielleicht in Zukunft mehr junge Gambier mit dem Gedanken anfreunden, in ihrer Heimat zu bleiben. Barrow hat angekündigt, politische Gefangene freizulassen, eine unabhängige Justiz zu schaffen und Pressefreiheit zu gewähren.
Zudem verspricht Barrow seinem Land eine wachsende Wirtschaft. Hier setzt er zum Beispiel auf den Tourismus, der neben dem Export von Erdnüssen zu den Haupteinnahmequellen des Landes zählt. Auch will Barrow außenpolitische Entscheidungen seines Vorgängers rückgängig machen, etwa den Austritt des Landes aus dem Internationalen Strafgerichtshof.
Barrow hat angekündigt, dass er Gambia als Präsident auf einen stabilen Weg zur Demokratie bringen will. Dazu gehört auch sein Versprechen, spätestens nach zwei Amtszeiten abzutreten.