Sinkflug
17. Januar 2007Der europäische Airbus-Konzern verzeichnete 2006 nur 824 Bestellungen, der Erzrivale Boeing aus den USA dagegen 1050. Vom Wert der Maschinen entspricht dies einem Marktanteil von 40 Prozent für Airbus. Die A380-Produktionskrise hat Airbus 2006 zudem in die Verlustzone gestürzt. In den Jahren zuvor war der größte europäische Flugzeugbauer stets eine Milliarden-Ertragsquelle für den Mutterkonzern EADS. Doch die Lieferverzögerungen beim weltgrößten Passagierflugzeug A380 und die Sanierung belasten den EADS-Ertrag schwer. Bei Airbus werde der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sonderposten (EBIT) 2006 wohl negativ ausfallen, erklärte Airbus-Chef Louis Gallois am Mittwoch (17.1.07) in Paris. Die Bilanz soll erst am 9. März vorgestellt werden.
"Weitere nicht erwartete Kosten"
In einer Ad-hoc-Meldung hieß es, die Entschädigungszahlungen für die A380-Verzögerungen, vorgezogene Kosten für das Sparprogramm und strukturelle Anpassungen belasteten das Ergebnis. "Zudem könnten weitere, nicht erwartete A380-Kosten anfallen." Besonders dieser Satz sorgte für Unruhe. Der EADS-Aktienkurs sank an der Pariser Börse um fast drei Prozent auf 24,97 Euro.
Wie EADS- und Airbus-Finanzchef Hans-Peter Ring erklärte, schlagen 2006 bei Airbus die Mehrbelastungen durch höhere Fertigungskosten und Zugeständnisse an Kunden wegen der Lieferverzögerungen beim A380 zu Buche. Dies werde aber den kleineren Teil der Mehraufwendungen ausmachen. Das meiste entfalle auf vorgezogene Aufwendungen etwa für das Sanierungsprogramm Power8. Mit dem Programm will Airbus bis 2010 die Kosten um zwei Milliarden Euro drücken und kumuliert fünf Milliarden Euro Barmittel freimachen. Dabei sollen die Verwaltungskosten um 30 Prozent sinken und die Fertigung gestrafft und rationaler auf die Werke verteilt werden.
Verluste - trotz Rekordproduktion
Für Airbus war 2006 trotz aller Probleme das Jahr mit der höchsten Produktion und dem zweithöchsten Auftragseingang der Geschichte.
Mit der Rekordproduktion von bis zu 450 Flugzeugen und einem radikalen Konzernumbau will Airbus im laufenden Jahr die Basis für seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit gegen Boeing legen. 2007 werde das Geburtsjahr "eines neuen Airbus", sagte Gallois. Die Gewerkschaften würden im Februar über die Umorganisation informiert. "Die Lasten werden ausgewogen auf alle Länder verteilt."
Im vergangenen Jahr steigerte Airbus die Produktion trotz der Fertigungsprobleme beim A380 von 378 auf 434 Flugzeuge. Von diesen entfielen allein 339 auf Mittelstreckenjets der auch in Hamburg gefertigten A320-Familie. Dazu kamen 95 Großflugzeuge der in Toulouse montierten Serien A300/A310 und A330/A340. In diesem Jahr solle die Produktion auf 440 bis 450 Maschinen steigen, sagte Gallois.
Dementi für Hamburg
Gallois widersprach Berichten, denen zufolge die künftige Generation der A320-Familie ab 2013 komplett in Hamburg gebaut werden solle. Darüber sei nichts entschieden. "Im Februar werden wir über den Montageort des Airbus A350 entscheiden." Bisher wird der A320 in Toulouse gebaut, die davon abgeleiteten Modelle A318, A319 und A321 aber in Hamburg. (sams)