Amerikanische Ostküste versinkt im Schnee
24. Januar 2016Es ist einer der heftigsten Schneestürme, den die Menschen im Osten der USA je erlebt haben. In einigen Gebieten ist die Stromversorgung zusammengebrochen. In weiten Teilen der betroffenen Regionen kamen der Verkehr und das öffentliche Leben komplett zum Erliegen. Jedoch gehen die Behörden davon aus, dass sich die Situation ab Sonntag bessern wird. Der Schneesturm soll dann allmählich abziehen. Bis die Straßen wieder passierbar seien, würde es noch einige Tage dauern, teilten die Behörden mit.
Nach Angaben der Behörden starben bislang mindestens 19 Menschen. In New York und Maryland kamen nach Polizeiangaben insgesamt vier Menschen offenbar durch Herzversagen beim Schnee schippen ums Leben. 13 Personen starben bei Autounfällen in den Bundesstaaten North Carolina, Virginia, Ohio, Tennessee, Arkansas und Kentucky. In Virginia starben zwei Menschen an Unterkühlung.
Wie immer bei solchen Umweltkatastrophen ist der Verkehr besonders betroffen. Massenhaft Verkehrsunfälle, gestrandete Autofahrer und Flugabsagen. Rund 9400 Inlandsverbindungen wurden bislang am Wochenende gestrichen. Bereits für Montag wurden weitere 600 Flüge ausgesetzt. Dazu kommen die Ausfälle im Schienenverkehr. Besonders Tennessee oder North Carolina haben stark unter der für sie ungewöhnlichen Schneelast zu leiden. "Wir haben sehr viele Unfalle", teilte der Gouverneur von North Carolina, Pat McCrory, mit.
Hunderttausende ohne Strom
Auch die Energieversorgung ist teilweise eingeschränkt. Mehr als 220.000 Menschen waren nach Medienberichten zeitweise ohne Strom. Allein in North Carolina sollen 150.000 Menschen keinen Zugang zur Energieversorgung gehabt haben. Die Schneemassen hatten die überirdisch verlaufenden Stromleitungen zusammenbrechen lassen. Dazu kam noch die Gefahr der Überschwemmungen in den Küstengebieten durch starke Winde vom Meer.
Besonders der pausenlose Schneefall macht den Behörden zu schaffen. In der Bundeshauptstadt Washington und auch New York wurden rekordverdächtige Höchststände gemessen. Allein in New York fielen 68 Zentimeter Neuschnee. Fast so viel wie beim Höchststand im Jahr 2006. In anderen Bundesstaaten sollen es nach Angaben des Wetterdienstes sogar bis zu 100 Zentimeter sein. Elf Bundesstaaten von Georgia bis New York sowie die Stadt Washington hatten wegen des Blizzards den Notstand ausgerufen, um leichter an staatliche Gelder und Unterstützung zu kommen.
Fahrverbote am Hudson River
In New York untersagte Gouverneur Andrew Cuomo alle Autofahrten in der Innenstadt, auf Long Island sowie auf Brücken und in Tunneln von und nach New Jersey. Die Polizei postierte sich an Kontrollpunkten und nahm Fahrer fest, die sich der Anordnung widersetzten. Allein in New York City gab es mehr als 300 Unfälle. In Kentucky bildete sich auf einer eisglatten Autobahn ein 56 Kilometer langer Stau.
Auch der Zugverkehr in und um die Stadt sowie der U-Bahn-Verkehr auf oberirdischen Gleisen und der öffentliche Busverkehr wurden komplett eingestellt. Die Züge seien vereist und blieben liegen, teilten die Behörden mit. Die Schneefront hatte sich am Freitag von Georgia über Kentucky und North Carolina nordwärts ausgebreitet, in zahlreichen Gebieten musste sich die Bevölkerung auf 36 Stunden ununterbrochenen Schneewirbel einstellen. In Washington wurde der Nahverkehr bis Montagmorgen ganz eingestellt.
Von Wetterwarnungen waren 85 Millionen Menschen, ein Viertel der Gesamtbevölkerung, in mindestens 20 Bundesstaaten der USA betroffen. Viele hatten sich, gewarnt durch die Medien, vorab mit Lebensmitteln versorgt. Der Nationale Wetterdienst (NWS) rechnet mit Kosten, die der Schneesturm verursacht hat, von fast einer Milliarde Dollar. Meteorologen sehen das Aufeinandertreffen der Warmluft vom Atlantik und der kalten Luft aus den amerikanischen Gebieten in denen Wintertemperaturen herrschen, als Auslöser für den ungewöhnlich starken Schneesturm und seine Folgen.
cgn/wl (dpa, rtr, afp)