Vorwurf: Ethnische Säuberungen
12. Februar 2014Muslime in der Zentralafrikanischen Republik sind nach Angaben von Amnesty International Opfer "ethnischer Säuberungen". In einem aktuellen Bericht kritisierte die Menschenrechtsorganisation auch die Soldaten der französischen Militärmission "Sangaris" (Artikelbild) und der afrikanischen Eingreiftruppe MISCA scharf. Diese hätten etliche Massaker an der muslimischen Zivilbevölkerung verhindern können, seien aber häufig untätig geblieben. Zum Schutz der muslimischen Gemeinden müssten dringend weitere Truppen in den Westen der Zentralafrikanischen Republik entsandt werden, hieß es in dem Bericht.
Seit einem Militärputsch im März 2013 eskaliert in dem Land die Gewalt zwischen Christen und Muslimen. Amnesty hatte viele Augenzeugen befragt. So habe sich die bisher brutalste Attacke am 18. Januar diesen jahres ereignet, als Christen in dem Ort Bossemptele mehr als 100 Muslime getötet hätten. Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der Toten auf beiden Seiten auf etwa 2000. In jüngster Zeit sind vor allem Muslime die Opfer, mit rund zehn Prozent eine Minderheit unter den etwa 4,6 Millionen Einwohnern.
Mehr als 900.000 Flüchtlinge
In den vergangenen Tagen warnten mehrere Hilfsorganisationen vor den Folgen der Massenflucht von Muslimen aus dem Land. Da die Muslime vor allem Händler waren, wird ein Zusammenbruch der Lebensmittelversorgung befürchtet. Nach Angaben der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" haben sich inzwischen rund 30.000 Muslime in den Tschad gerettet, 10.000 nach Kamerun. Die UN spricht von etwa 900.000 Vertriebenen innerhalb des Landes. Rund 2,5 Millionen Menschen seien auf Hilfe angewiesen.
Die Militärmission "Sangaris" besteht aus 1600 Soldaten, die MISCA hat rund 5000 Einsatzkräfte vor Ort. Die Europäische Union beschloss kürzlich, bis zu 600 eigene Soldaten zu schicken. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte indes von der Europäischen Union mehr Einsatz. Die internationale Reaktion auf die Krise sei dem Ernst der Lage nicht angemessen, sagte Ban in New York. Er forderte andere Staaten auf, ebenfalls einen Beitrag zu leisten. Vor allem Frankreich solle als ehemalige Kolonialmacht über die Entsendung weiterer Soldaten nachdenken.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen schloss einen Kampfeinsatz der Bundeswehr in dem Land erneut aus.
as/sti (epd, dpa, rtr, afp)